Mit den Händen

Hände sind sehr komplex mit 33 Muskeln und jeder Menge Knochen und Sehnen aufgebaut. Im Laufe der Evolution hat sich die Fingerfertigkeit des Menschen immer weiter entwickelt und ihm enorme Möglichkeiten eröffnet: mit den Händen können anspruchsvolle Arbeiten ausgeführt werden, vom Reparieren kleinster Uhrwerke, über das Spielen komplizierter Musikinstrumente bis hin zum Erschaffen gigantischer Gebäude.

Arbeitet man allerdings nicht in einem Handwerksbereich, beschränkt sich ihre Nutzung -abgesehen von profanen Alltagserledigungen – gern auf Tipp- und Wischbewegungen auf dem Smartphone. Wie viel Spaß es aber macht, etwas mit den Händen zu erschaffen, beobachte ich immer wieder. Wenn Schüler*innen in Workshops zur Pop Art den Rakel selbst über das Sieb ziehen und überrascht feststellen, dass ihr Siebdruck richtig gut aussieht, obwohl sie „gar nicht zeichnen können“. Wer selbst einmal einen Siebdruck durchgeführt hat, hat die Technik auch verstanden.

Siebdruck im Museum Ludwig Foto: Nathan Ishar
Workshop im Museum Ludwig Foto: Nathan Ishar

Die Hände sind Selbstläufer. Beim Come-Together-Programm am Langen Donnerstag im Museum Ludwig entdeckten zahlreiche Besucher*innen ihr künstlerisches Potential bei einer Gemeinschaftsarbeit im Foyer. Vorgabe war lediglich eine große Holzplatte mit fünf herausragenden Holzlatten. Ein Materialwust von Klebebändern, Strohhalmen, Wolle etc. lud zum Experimentieren ein. Der Tisch war den gesamten Abend lang dicht umzingelt von Besucher*innen jeden Alters, die gemeinsam ein skurriles Kunstwerk erschufen, frei von jedem Leistungsdruck und Sinn. Ich glaube, gerade dass sorgte für so viel Begeisterung, dass hier die Hände einfach mal so vor sich hin erschaffen durften, weder Zensuren oder Bewertungen waren zu fürchten, die coolen Elektroklänge im Hintergrund verstärkten den individuellen „Flow“. 

Freestyle-Art am Langen Donnerstag im Museum Ludwig Fotos: Nathan Ishar

Unser Körper, unsere mit feinen Nerven versehenen Hände, speichern unsere Erfahrungen ebenso wie unser Geist. Der Museumsdienst bietet in den städtischen Museen in Köln zahlreiche Workshops an, die dem Wunsch unserer Hände nach Abwechslung nur zu gern entgegen kommen. Vom Gamelan-Kurs im Rautenstrauch-Joest-Museum, über Kunst-Atelierkurse im Museum Ludwig bis hin zu Origami im Museum für Ostasiatische Kunst ist alles vorhanden.

Gamelan-Workshop im Rautenstrauch-Joest-Museum Foto: Andreas Ritter
Origami Foto: Museumsdienst Köln
Monster-Workshop im Museum Ludwig Foto: Nathan Ishar

Fazit: Handarbeit entspannt uns und macht glücklich. Falls etwas Schönes dabei herauskommt – schön. Falls nicht macht das auch nichts. Denn hier gilt wie so oft: Der Weg ist das Ziel.

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