Picasso macht Abitur

Arbeit einer Schülerin, inspiriert durch Picasso (Foto: Museumsdienst Köln)

Kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts ist so bekannt wie der Spanier Pablo Picasso. Die Moderne hat seinem Werk entscheidende Impulse zu verdanken. Unermüdlich hat er seinen Stil verändert und Neues gewagt. Er experimentierte mit Malerei, Skulptur, Zeichnung, Druck und Keramik. Gemeinsam mit George Braque entwickelte er den Kubismus. Seine Erfahrungen daraus flossen später in seinen ganz eigenen Stil ein, der sich keiner gängigen Kunstrichtung zuordnen lässt. Dabei verquickt er mehrere Ansichten aus unterschiedlichen Perspektiven in einer Frontalansicht, das zu auffälligen Verschiebungen innerhalb des Motivs führt.

2019 stand das Thema „Künstlerische Sichtweisen und Haltungen zwischen Distanz und Nähe im grafischen und malerischen Werk (1930 bis 1950) von Picasso“ im Zentralabitur auf dem Programm.

Die Fortbildung (Leitung: Björn Föll, Museumsschule und Angelika v. Tomaszewski, Museumsdienst Köln) für Lehrkräfte im Museum Ludwig näherte sich dem Thema theoretisch und praktisch auf verschiedenen Wegen an. Zuerst wurden Originale in der Grafikvorlage betrachtet. Hierbei wurde deutlich, wie virtuos Picasso verschiedene Techniken wie Linolschnitt, Radierung, Aquatinta, Lithografie und Zeichnung beherrschte und wie groß seine Experimentierfreude war.

Bei den Drucken bearbeitete Picasso oft mehrmals und auf unterschiedliche Weise die Platte und ging dabei zuweilen so innovativ vor, dass manche Blätter den druckgrafischen Experten immer noch Rätsel bezüglich der Technik aufgeben. Unter den gezeigten Blättern befand sich auch Die Minotauromachie von 1935, die neben mehreren Techniken auch zentrale Motive des Großmeisters vereint, wie zum Beispiel seine Geliebte Marie-Thérèse Walter, ihn selbst als Minotaurus und das verwundete Pferd, das auch in Picassos berühmten Antikriegswerk Guernica zwei Jahre später wieder auftaucht.

Diskussion zur Praxis
(Foto: Museumsdienst Köln)

Im Anschluss an die Grafiken ging es zu den Gemälden im zweiten Obergeschoss. Das Museum Ludwig besitzt die drittgrößte Picasso-Sammlung weltweit, so dass der Künstler in der Sammlung meistens mit mehreren Werken, darunter auch Keramiken und Plastiken, vertreten ist. Björn Föll stellte einen Pool an Aufgaben vor, die Zugänge zu Picassos Kunst ermöglichen und die Lehrer*innen wählten daraus aus und führten jeweils eine durch. Eine Lehrerin schrieb einen Brief an ein das Werk Frau mit Artischocke, in dem sie beschreibt, welche Wirkung das Bild nach und nach bei ihr entfaltet:

Kreativtext

(Foto: Museumsdienst Köln)

Andere Teilnehmer*innen wählten die Aufgabe, ein Gemälde aus dem Blickwinkel von Kommerz und Werbung zu betrachten und als Anzeige zu skizzieren.

Werbeanzeige kreiert von einer Teilnehmerin (Foto: Museumsdienst Köln)

Nachdem die Ergebnisse vorgetragen und diskutiert wurden, zeigte Björn Föll gelungene Beispiele praktischer Arbeiten von Schüler*innen. Dabei sorgte vor allem auch die 3-D-Version eines Kopfes in Picasso-Manier für Begeisterung.

Praxis

(Foto: Museumsdienst Köln)

Fazit: Die vielfältige Arbeit Picassos liefert eine große Bandbreite inspirierender Ansätze. Wer vom Künstler selbst allerdings erfahren möchte, was Kunst denn nun ist, darf nicht zu viel erwarten: „Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen sage: Was ist Kunst? Wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten“ lautet seine lakonische Antwort. 2021 eröffnet das Museum Ludwig im Herbst eine große Ausstellung zum geheimnisvollen Meister. Vielleicht erfährt man dann mehr.

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