Immer zum KölnTag setzen wir unseren Schreibblog fort. Einmal pro Monat erscheint ein Objekt aus den Kölner Museen, verbunden mit Fragen. Wer möchte, kann sich dazu eine Geschichte ausdenken und als Kommentar einfügen. Heute geht es um eine Ausstellung im MAKK: Willy Fleckhaus – Design, Revolte, Regenbogen.

Nicht ohne Grund nannte man Willy Fleckhaus (1925-1983) den „teuersten Bleistift Deutschlands“. Wie kein Zweiter hat er die visuelle Kultur der jungen Bundesrepublik von den 1960er bis 80er Jahren geprägt. Willy Fleckhaus verschmolz die Ratio der Schweizer Grafik mit der Phantasie des amerikanischen Editorial Design und wurde damit international zum Vorbild für wenigstens eine Generation von Zeitschriften- und Buchgestaltern, Werbeleuten und Fotografen.
Hier kommt die Anleitung:
- Stellen Sie einen einen Timer (Mobiltelefon, Wecker) auf fünf Minuten. Bereit?
- Schauen Sie die Abbildung fünf Minuten lang genau und aufmerksam an. Was könnte die Geschichte zu diesem Foto sein?
- Pling! Die fünf 5 Minuten sind um.
- Stellen Sie sich den Timer erneut, nun auf 15 Minuten.
- Los geht‘s mit dem Schreiben! Schreiben Sie eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, und wirklich kurze Kurzgeschichten. Gedankenströme sind besser als lange, epische, romanhafte Ansätze.
- Langes Nachdenken behindert das spontane Hinschreiben; einfach anfangen, Perfektion aufgeben und sich dem eigenen Ausdruck überlassen!
- Sich zu wiederholen ist oft ein gutes Mittel, immer wieder in den Schreibfluss zu kommen. Wenn dann plötzlich der Schreibfluss erneut stockt, dann schreiben Sie einfach auf, was gerade geschieht, was „jetzt“ passiert, z.B. dass es gerade stockt und Ihnen nichts einfällt. Meistens geht es dann wieder weiter und das Schreiben kommt erneut in Gang.
- Plinnng! Fertig.
Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben, die eigenen Gedanken, das Entdecken von Erinnerungen und die kreative Fiktion. Viel Vergnügen!
Zum Schluss einige konkrete Fragen, die als Schreibanregung dienen und der Phantasie auf die Sprünge helfen mögen:
- Was spricht Sie an der Fotografie/Abbildung zuerst und direkt an??
- Was verbinden Sie mit der Fotografie bzw. was löst der abgebildete Hase und das Design (Schriftzug) der Zeitung aus? Gibt es bestimmte Erinnerungen?
- Was bedeutet speziell der Schriftzug für Sie?
- Gibt es Gerüche oder eine bestimmte Umgebung, an die Sie denken müssen? Ist es eine schöne Situation? Und welche Bilder sind damit verbunden?
- Aus welcher Zeit und Umgebung, welchem Umfeld kommt das Bild?
- Haben Sie Gedanken an andere Kunstwerke oder gibt es mehr persönliche Bezugspunkte?
Finden Sie davon ca. 20 und verwenden Sie sie in Ihrem Text. Bezugspunkte finden sich, wenn Sie zum Beispiel zehn Assoziationen hinter- und untereinander aufschreibsen. Dann wählen Sie daraus ein besonders hervorstechendes, sogenanntes Kernwort und schreiben erneut 10 Assoziationen (jeweils ein Wort) untereinander.
- Was ist Ihre Beziehung zur Grafik und Design? Wo gestalten Sie Ihre Umgebung, wie Ihren Alltag?
- Gibt es etwas, das Sie einmal gern professionell gestalten möchten?
- Welche Bedeutung hat Gestaltung hier und heute für Sie – bedeuten Ihnen schöne Buch-Cover etwas – oder sammeln Sie vielleicht gar Objekte/ Gegenstände, weil Ihnen das Design/ die Gestaltung so gut gefällt?
- Kaufen Sie sich Dinge/ Gebrauchsgegenstände/ Kleidung aufgrund eines bestimmten Designers/Labels?
In Anlehnung an und mit besten Dank für die Anregungen von Ines Häufler
Susanne Kieselstein
Candy Cane ist sehr fleißig: Wir haben hier einen Text von ihr zu unserer Schreibaufgabe. Danke!
Gedankensprünge zu einem berühmten Hasen
Erster Gedanke: Häschen in der Grube saß und schlief…..Ein Text aus sehr frühen Kindertagen, ein Text, der mir nie sonderlich zugesagt hat.
Zweiter Gedanke: eine Erinnerung an ein Bild, nur postkartengroß. Es hing im Hausflur bei den Großeltern. Wenn sich die Haustür öffnete, blickte der Hase den Besucher direkt an oder umgekehrt.
In dem kleinen Korridor des Hauses hingen ansonsten keine Bilder. Der Hase war allein und dort platziert, wo andere Familien Fotografien hängen hatten, beispielsweise verstorbenen Verwandten. Die Großmutter hatte drei Kinder verloren und den frühen Tod der älteren Schwester zu betrauern, aber kein einziges Foto hing an der Wand. Die beiden Alten wollten das nicht.
Als das Kind fragt, wer hat das Bild denn nun gemalt, muss der Großvater überlegen. Ist von einem berühmten Maler, das weiß er, und auch die Großmutter kneift als Zeichen der Zustimmung beide Augen leicht zusammen und nickt.
Und wer? fragt das Kind nach, wer denn nun? Hm, ich weiß nicht, ein Deutscher. Das Kind ist nicht zufrieden mit der Antwort, ein so lebendiges Hasenbild und kein Name von dem Maler?.
Das Kind soll erst einmal das Rübenkrautbrot essen. Das Kind hat keinen Hunger.
Es kommt erneut auf den Hasen zu sprechen. Wer hat denn nun den Hasen gemalt?
Schließlich gibt der Großvater nach. Vorsichtig nimmt er den kleinen schmalen Bilderrahmen von der Wand. Na, dann werd‘ ich mal nachsehen, kommentiert er und entfernt behutsam zwei kleine Metallschienen auf der Rückseite des Bilderrahmens. Dann greift er hinter die dunkle Rückwand und zieht die Postkarte schließlich triumphierend aus dem Rahmen hervor.
Er hält dem Kind die Postkarte hin, da, siehst du, jetzt wollen wir doch mal sehen. Etwas umständlich holt er die Lesebrille aus der Hemdtasche seines Arbeitskittels. Dann liest er laut vor: „Junger Feldhase“, Aquarell von Albrecht Dürer, 1502.
Ach ja, jauchzt die Großmutter, sie erinnert sich nun. Ja richtig, das ist ja ein ganz berühmter, wirklich bekannter, ein deutscher Maler. Er hat unglaublich viele Hasen gemalt, ja.
Und ? Ich kann mich auch nicht erinnern. Habe ich jemals ein Bild von einem Hasen versucht, es wurden Hunde, Katzen und Mäuse, Krokodile und Drachen, Frösche, Pferde und Kühe, Schafe und Ziegen, Eichhörnchen, Affen, Kamele, Elefanten, Giraffen, Zebras, Rehe und Hirsche, Füchse und Wölfe und verschiedene Vögel.
Aber die Mutter musste nach dem Aufenthalt bei den Großeltern die Hasen-Postkarte besorgen, denn ein Hase, gehört nun mal in jede Familie, oder etwa nicht?
Candy Cane
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