Unsere Fortbildungen in der Flüchtlingshilfe geht weiter. Worüber kann man sich austauschen? Welche Themen sind überhaupt möglich? Welche Objekte sollen im Mittelpunkt stehen? Fragen, die sich ergeben, wenn man einen Museumsbesuch mit Menschen plant, für die das nicht zum Alltagsprogramm gehört.

Die Antworten werden noch schwieriger, wenn der Besuch mit Menschen aus anderen Kulturen erfolgt, die zudem (noch) nicht gut deutsch sprechen oder verstehen, Mit Menschen, die vielleicht auf ihrer Flucht Traumatisches erlebt haben. Deshalb haben wir als Museumsdienst vor einigen Wochen eine Fortbildungsstaffel gestartet, die sich an die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer in der Flüchtlingshilfe wendet und ihnen konkrete Hinweise gibt, was beim Museumsbesuch sinnvoll ist. Bei ersten Mal waren wir im Kölnischen Stadtmuseum, im Museum Ludwig und im Wallraf. Diesmal waren drei weitere Museen im Programm.

Im Museum für Angewandte Kunst führte der Besuch zunächst in die historische Sammlung. Zwischen den europäischen Werken aus Mittelalter oder Barock finden sich immer wieder Objekte aus dem islamischen Kulturkreis. Ob Moscheelampe oder arabische Wandfliesen – Ornament, Technik und Form dieser Gegenstände hatten einen großen Einfluss auf die Entwicklung der westlichen Kunst. Und den Reinheitsgrad von Glas aus dem Vorderen Orient erreichte man in Venedig erst sehr viel später.

Das sind interessante Informationen, die man bei einem Besuch um Thema machen kann. Schließlich dient ein Besuch auch dazu, eine Brücke zwischen den Kulturen zu bauen und die gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Was wäre ein besserer Ausdruck für diese Wertschätzung als das Nebeneinander der Kulturen im Museumsraum?

Ganz anders kann man in der Designabteilung vorgehen. Stuhl, Tisch, Lampe, Teller, Glas: Die Dinge lassen sich schnell benennen. Aber sind sie rund oder eckig, glatt oder rau, bunt oder nicht? Wer genau hinsieht, kann die Eigenschaften benennen. Und wenn er oder sie das Wort nicht kennt, so kann die Gruppe helfen. Die Designabteilung eignet sich wunderbar, um die deutsche Sprache zu erweitern und zu üben. Ein Museum als Sprachlabor also. Wir werden sukzessive Materialien an der Kasse des Museums zur Ausleihe deponieren, die als Hilfe für einen Besuch mit Flüchtlingen dienen können.

Aber auch wer einfach so ins RJM geht und sich von den Mitmach-Stationen leiten lässt, die es überall gibt, wird fündig. Ob Objekte aus aller Welt oder die Düfte von Gewürzen: Dies alles lässt sich zeigen und miteinander erleben. Wer sich darauf einlässt, kommt zu einer anderen Form des Museumsbesuchs. Es geht um Verständigung zwischen den Kulturen – transkulturelle Kommunikation. Die Möglichkeiten dazu bieten sich im Rautenstrauch-Joest-Museum an jeder Ecke.

Etwas komplexer ist es im Museum Schnütgen. Hier ist die Kunst des Mittelalters ausgestellt – eine Epoche, die voll von intensiven Auseinandersetzungen zwischen Christentum und Islam ist. Manche dieser Konflikte wirken bis heute nach. Aber wer genau hinsieht, entdeckt gemeinsame Wurzeln. Abraham, Engel, Christus, Maria – sie alle kommen in Bibel und Koran gleichermaßen vor. Das verlangt zugegebener Maßen eine gewisse Kenntnis. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem fruchtbaren Austausch belohnt.
Es geht aber auch einfacher. Der Museumsdienst hat ein buntes Mitmach-Heft entwickelt. Die „Reise ins Mittelalter“ wendet sich in mehreren Sprachen an ein junges Publikum. So können Familien die Objekte spielerisch erkunden und kurze Aufgaben lösen. An danach weiß man nicht nur, wer der heilige Georg ist, sondern hat seinen eigenen Drachencomic gemalt.
Wir setzen die Fortbildungsreihe im Abstand von ca. zwei Monaten fort. So schwierig ein Besuch am Anfang scheinen mag: Am Ende wird es allen Vergnügen bereiten. Und ein Hindernis ist bereits aus dem Weg geräumt. Ehrenamtliche Helfer und Flüchtlinge haben freien Eintritt in die Sammlungen der städtischen Museen.
Matthias Hamann