Republik der Kinder (1). Fast war die Spinne weg!

Die „Bären“ und die „Frösche“ saßen schon aufgeregt im Foyer des Wallraf-Richartz-Museums als ich aus der Werkstatt kam, um nachzuschauen, ob meine dritte Projektklasse schon da sei. Der Museumsdienst hatte die „großen Kinder“ der KGS Mainzer Straße eingeladen, an der ersten Ausstellungspräsentation der Sonderausstellung „Republik der Kinder“, die im April starten wird, teilzunehmen. Die ersten beiden Gruppen waren schon dagewesen und hatten Architektur– bzw. Genreszenen entworfen.

Mignon Stilleben
Abraham Mignon: Stilleben (o.J.). Wallraf-Richartz-Museum (Foto: RBA Köln)

Zuerst gingen wir zu einem Gemälde, das demnächst in der Sonderausstellung zu sehen sein wird. Ziemlich beeindruckend war, wie sich unsere Schulkooperationspartnerklasse präsentierte. Die Frösche und Bären waren schon oft in unseren Programmen, und das zeigt Nachhaltigkeit. Sehr professionell stellten die Kinder fest, dass in dem Museumsraum nur Stillleben hingen. Ich fragte dann, ob sie auch andere Bilder kennen würden und schnell war klar, dass es auch Portraits und Landschaften gäbe. Das Bild, das wir genauer betrachten wollten, hatte Abraham Mignon gemalt.

Einem Kind aus der Froschgruppe fiel sofort auf, dass das Bild einen dunklen Hintergrund hätte. Ich kam gar nicht dazu zu fragen, warum der Maler das gemacht hätte, weil ein sofort Junge sofort erkannte, „dass der dunkle Hintergrund die Farben der Früchte so schön macht!“ Und so ging es weiter: ein Mädchen meinte, dass man auch etwas Landschaft am Rand des Stilllebens sehen könne.

Spinne
Wortkarten werden ausgegeben (Foto: Karin Rottmann, Museumsdienst Köln)

Jetzt kam meine junge Kollegin Kristina Kreuzwald, die gerade ein Praktikum beim Museumsdienst macht, an die Reihe. Sie hatte Karten mit Dingen aus der Pflanzen- und der Tierwelt zusammengestellt, die natürlich alle auf dem Gemälde zu sehen waren. Jedes Kind durfte eine Karte ziehen, den Gegenstand auf dem Bild suchen und zeigen.

Nest
Ganz versteckt: ein Vogelnest (Foto: Karin Rottmann, Museumsdienst Köln)

Alle waren erstaunt, wie viele Wortkarten zum Schluss auf dem Boden vor dem Bild lagen. Schließlich fanden wir noch heraus, dass der Maler immer zwei Tiere von einer Sorte gemalt hat und dass man manchmal auch tote oder verdorbene Dinge auf dem Bild finden kann. Warum denn das?

Wortkarten
Wortkartenset zum Bild (Foto: Karin Rottmann, Museumsdienst Köln)
Materialtisch
Materialtisch mit Collageelementen (Foto: Karin Rottmann, Museumsdienst Köln)

Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten: „Zwei Tiere braucht man, damit die sich fortpflanzen können“, und „der Maler will uns zeigen, dass alles auf der Welt vergeht“. Präzise erfasst!

Jetzt blieb nur noch zu überlegen, wie wir auch so ein tolles Stillleben machen könnten: „Wir brauchen einen dunklen Hintergrund, damit die Farben schön wirken und einen helleren Boden und auch noch eine Art Klotz, damit nicht alles Obst unten liegt!“ „Und dann müssen wir buntes Obst und Gemüse malen, und Tiere!“ Wir diskutierten noch sehr fachmännisch darüber, wie Abraham Mignon das Bild komponiert hat und nach diesen letzten Überlegungen war kein Halten mehr, die Bären und Frösche waren bereit, dem Meistermaler des Barock Konkurrenz zu machen: Wir gingen in die Werkstatt.

Luftballondruck
Luftballondruck (Foto: Karin Rottmann, Museumsdienst Köln)
Kunst ist
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit! (Foto: Karin Rottmann, Museumsdienst Köln)

Zuerst wurden mit Luftballons Früchte gedruckt. Die Technik kannten die Kinder noch nicht, aber bereits nach ein paar Probedrucken entstanden perfekte Aprikosen, Äpfel, Quitten, Pflaumen und Trauben. Unsere schönen Drucke wurden trockengefönt.

Dann hatten wir alle Hände voll zu tun. Die Früchte mussten mit schwarzen und weißen Stiften überarbeitet werden. Das ganze Obst wurde nun sorgfältig ausgeschnitten und in Stapeln sortiert werden.

Immer wieder mussten die Kinder an dem Tisch mit den aufregenden, ausgeschnitten Tieren vorbei. Ein paar Mal sind uns die Spinnen verloren gegangen, sie fanden sich aber dann doch immer wieder am Arbeitstisch der „Frösche“ und „Bären“. Die Krabbeltiere mussten wieder zurück, denn nun wurden aus den vielen ausgeschnittenen Teilen Stillleben zusammengestellt. Erst am Schluss durften auch die Tiere ihren Platz auf den Bildern einnehmen. Den letzten Schliff erhalten die „Frosch- und Bärenbilder“ in der nächsten Woche, wenn wir uns wieder treffen werden. Dann können auch die glitzernden Tautropfen auf Trauben, Blätter und Aprikosen gesetzt werden.

Eregbnis
Ein überzeugendes Zwischenergebnis! (Foto: Karin Rottmann, Museumsdienst Köln)

Dies ist eines der beiden vorläufigen Arbeitsergebnisse des Workshops. In der nächsten Woche erhalten die Stillleben den „letzten Schliff“.

Karin Rottmann

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