
Intensives und konzentriertes Arbeiten mit einer kleinen Schülergruppe zu einem außerschulischen Thema – das ist im straff organisierten Schulalltag nur in einer Projektwoche möglich.
Museen sind beliebte außerschulische Lernorte – jedoch ging es bei der Projektwoche des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums im MAKK nicht nur um die Exponate sondern um den Museumsbetrieb als Ganzes – auch mit Blick auf die anstehende Berufswahl der elf Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe EF.
Von der Wissenschaft zum Handwerk
Vom Sammeln und Ausstellen berichtete Kuratorin Dr. Romana Breuer. Welche Kompetenzen muß man als Kuratorin mitbringen? Am Anfang steht die Neugier: Neugier zu forschen, das Gewohnte zu hinterfragen, zu prüfen und zu recherchieren. Grundvoraussetzung ist Leidenschaft, die Liebe zu den Objekten. Nur das kann zur Studienwahl Kunstgeschichte bewegen, denn „nur zwei Prozent der Kunstgeschichtsabsolventen haben hinterher einen festen Arbeitsplatz“, so Dr. Breuer „der Arbeitsplatz im Museum ist deswegen für mich wie ein Sechser im Lotto!“
In der Design-Abteilung erläutert Romana Breuer, warum sie kürzlich einige Vitrinen und Podeste neu gestaltet hat und welche Kriterien wichtig sind, um ein neues Objekt zu erwerben oder aus dem Depot zu holen.


„Irgendwas mit Medien“
Das Berufsfeld Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist möglicherweise der erfolgversprechendere Weg – dieser Bereich ist schließlich in jedem größeren Unternehmen zu finden. Im MAKK wird er von Frau Christine Drabe betreut: Damit das Museum nicht nur Heimat der vielen Sammlungsgegenstände wird, braucht es jemanden, der die Inhalte nach draußen bringt. Veranstaltungsmanager, Journalisten, Social Media Experten, Designer digitaler Medien – alles Berufe, ohne die ein Museum heute nicht mehr existieren kann. Wie man eine Pressemappe gestaltet, wie man einen Neuerwerb wie Hans Kotters „Explosion“ interessant aufbereitet, damit die Presse hierüber berichtet – erarbeiten die Schüler mit kreativen Vorschlägen. Herr Werner Nett, Leiter der Restauratorenwerkstätten stellt zum Abschluss des Tages sein Berufsfeld vor. Der Holzrestaurator erläutert seinen Alltag an „Patienten“ der historischen Sammlung.
Spurensuche
Am Mittwoch ging es für die elf Schülerinnen und Schüler auf eine Exkursion zu IKEA. Hier sollten sie das aktuelle Design von Stühlen und Lampen auf die Probe stellen und kritisch befragen: Was macht für Dich gutes Design aus? Was ist für Dich ein gut gestalteter Gegenstand für den Alltag? Praktische Funktion und Ästhetik wurden am Objekt genauso diskutiert wie die Käufer-Zielgruppe oder die Wirtschaftlickhkeit – Fragen, die sich ein Produktdesigner in der Konzeptionsphase stellen muss.
In der Design Abteilung wurde schnell klar, dass bei IKEA viele Zitate aus der Design-Geschichte zu sehen waren: „Retro ist einfach Trend!“ so das Fazit der Gruppe. Die Lampe „Pusteblume“ aus den 50er Jahren, die Formensprache Werner Pantons, Stahlrohrmöbel à la Marcel Breuer oder Bugholzstühle, ganz ähnlich wie bei Aalvar Alto – vieles konnte man in zeitgenössischem Design wieder entdecken. Interessant war es, den Unterschieden und Ähnlichkeiten nachzuspüren und Gründe hierfür zu finden.
Design your Life
Die Schülerinnen und Schüler untersuchten Raumkonzepte des „Space Designs“ , Entwürfe von Designern nach der ersten Mondlandung durch Apollo 11. Danach schien alles möglich zu sein, und Raumutopien von Panton oder Colombo lassen uns heute schmunzeln, so wie die Erfindung des „Hoverboards“ aus „Zurück in die Zukunft II“. Die Realisation nahmen die Filmemacher für das Jahr 2015 an.
Wie schwierig es ist, Wohn-Konzepte für die Zukunft zu entwickeln, wurde bei der Aufgabenstellung in der Museumswerkstatt deutlich. Zunächst haben die Schüler selbst Trends und Zielgruppen festgelegt, um eigene Räume zu entwerfen. Collageelemente dienten als Designzitate, Zeichnungen ergänzten das Raumkonzepte. „Etwas für die Zukunft zu entwerfen ist schwerer als ich dachte“, so eine Schülerin – tatsächlich kann man sich kaum von eigenen Sehgewohnheiten lösen, und sich vorzustellen, wie die Generationen der Zukunft wohnen werden.
Einig waren sich die Schülerinnen und Schüler, dass große Panoramafenster oder ganze Glasfronten den kleinen städtischen Wohneinheiten der Zukunft den Blick nach draußen ermöglichen.



Blog – Posting – Thread
Nach der kreativen Arbeit geht es zum Abschluss ans kreative Schreiben. Auch hier heißt es „Form follows Function“ – wie schnell am museumseigenen Design Blog deutlich wird. Zeitung, Radio oder Blog – jedes Medium hat seine eigenen Regeln, wie Frau Kirsten Reinhardt deutlich macht. Sie betreut den MAKK-Design-Blog ehrenamtlich. Einen guten Blogtext zu schreiben ist das eine, den Blog lebendig zu halten, und Leser zu gewinnen das andere. Auch hier können die Schüler direkt praktisch arbeiten.
Das Ergebnis: Blogbeiträge aller Schülerinnen und Schüler, veröffentlicht im MAKK-Designblog des MAKK.
Andrea Imig