Auf meine Weise (Madonnen 6)

Das Madonnenprojekt hat seinen Höhepunkt erreicht! Am Sonntag wurde unser sonst für Tanzprojekte und andere Performances genutzte Raum kurzerhand in ein professionelles Fotostudio umgewandelt. Man glaubt gar nicht, was Maurice Cox dazu alles anschleppen musste. Einen großen Respekt an unseren sensationellen Fotografen. Und vor allem auch schon mal vorab vielen Dank für die Geduld. Denn es dauerte von morgens 10.00 bis zum frühen Abend! Alle haben super durchgehalten und vor allem die jungen Frauen unseres Projektes waren so toll bei der Sache, als würden sie nichts anderes machen. Was wir schon in den ersten Proofs sehen konnten: die Fotos werden sensationell.

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„Madonnen“ – Fotoshooting im Museum (Foto: Museumsdienst Köln)

Aber bevor das Fotoshooting an der Reihe war, stand ein umfassendes Coaching an. Nein, nicht mit Jorge auf Highheels laufen lernen. Darum ging es diesmal nicht. Und im Übrigen, wir waren völlig baff, als wir sahen, wie sicher die Mädchen auf ihren High Heels laufen konnten. Anscheinend gehört das bei ihnen auch zum „Frausein“! Aber für die Fotos war uns ein anderer Aspekt wichtig. Es ging um eine Transferleistung! In der Beschäftigung mit der alten und neuen Kunst haben die Teilnehmerinnen erkannt, auf welche Weise früher und heute das Frauenbild inszeniert wurde. Welche Gesten und welche Beigaben hier eine Rolle spielten. Da wir das Projekt unter das Stichwort „Madonnen“ gestellt haben.

So wurde in der Betrachtung auch besonders herausgestellt, welchen Typ „Frau“ Madonnenbilder in früheren Zeiten festschrieben. Das Museum Schnütgen ist ein wunderbarer Ort mit vielen beeindruckenden Kunstwerken zu diesem Thema. Hier konnte man sich noch einmal eingehend damit beschäftigen. Mit einer Figur, die zwischen „Mütterlichkeit“ und „Majestät“ die komplette Bandbreite des weiblichen Ausdrucks präsentierte. Es wurde auch noch einmal das Frauenbild der Moderne in den Zusammenhang gestellt, welches in den ersten Workshop-Treffen betrachtet wurde. All das fand Eingang in die Überlegungen zu der Frage: „Wie möchtet ihr euch darstellen?“

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„Madonnen“ – Fotoshooting im Museum Schnütgen (Foto: Museumsdienst Köln)

Das war das Stichwort für Judith und Laura. Als Schauspielerin und Tanzpädagogin hatten sie einige Methoden mitgebracht, mit denen noch einmal spielerisch die Attribute und Haltungen der Madonnenfiguren thematisiert wurden. Das Spiel mit den Äpfeln, die ja auch als Symbol der Erbsünde durch Eva gelten, schien den Mädchen besonders zu gefallen. Mit Gesten und Blicken spielen. Sich überlegen, welche Botschaft man senden möchte und diese dann umzusetzen, das war gar nicht so leicht. Einen besonders schönen Ansatz haben sich die beiden Bühnenprofis ausgedacht, indem sie die Idee des Laufstegs einmal gegen den Strich bürsteten. Bei einem Rundgang durch das Museum wurden in der genaueren Betrachtung der Madonnenfiguren noch einmal Adjektive gesammelt, die den Ausdruck des dort gezeigten Frauenbildes genau beschrieben. Diese wiederum dienten als „Kulisse“ für den Laufsteg. Jedes Mädchen lief einmal auf und ab, während die anderen die beschreibenden Worte skandierten. Mutig, mutig, mutig!!!!

Durch ein paar außergewöhnliche Accessoires wurde die Experimentierlust der Mädchen geweckt. Zwischendurch wurde auch immer wieder sprachlich an Sätzen gefeilt, die die Mädchen sich für ihre Selbstdarstellung ausgesucht hatten. Diese sollten als Grundlage für das Fotoshooting am nächsten Tag genutzt werden. Ein Kamerateam war übrigens die ganze Zeit über anwesend und immer wieder wurden die Mädchen auch interviewt. Das führte zu einer gezielteren Reflektion ihrer Ideen für das Fotoshooting, sammelte Meinungen und Kommentare auch zum Erlebnis des Museums ein. Wir sind schon sehr gespannt auf den fertigen Dokumentarfilm. Es war ein übervoller Tag, der mit einem Besuch des Cäciliengartens endete. Es traf sich wunderbar, dass dort auch eine Bank mit einer Rosenlaube zu finden ist. Und so konnten sich unsere jungen Frauen in die Rolle von Stefan Lochners Maria versetzen. Die heutige Frau verspeist natürlich den Apfel – ohne mit der Wimper zu zucken!!!

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„Madonnen“ – Pause im Museumsgarten Schnütgen (Foto: Museumsdienst Köln)

Das Fotoshooting begann am nächsten Morgen recht zeitig. Für jedes Mädchen gab es ein Zeitfenster, in welchem das gesamte Team zur Verfügung stand und die Inszenierung tatkräftig unterstützte. Bereits im Vorfeld war klar, welcher Satz und welche Idee der Darstellung für jedes Mädchen für das Shooting ausgesucht hatte. Es war teilweise nicht ganz einfach, dazu die passenden Accessoires bzw. Attribute zu finden. Aber es gab eine Menge an Impulsen und zum Schluss wurden für alle Aussagen die richtigen Objekte gefunden. Dass sich Maurice Cox so wunderbar in die Wünsche der jungen Frauen einfühlen konnte, trug mit zu einem wirklich fantastischen Ergebnis bei. Die einzelnen Aussagen der Mädchen werden zusammen mit einer Nahaufnahme die Ganzkörper-Fotos in der Ausstellung begleiten.

Mit einem Lächeln meine Welt erobern. (Sema)

Ich gehe meinen eigenen Weg und nicht den der anderen.(Rümeysa)

Die schönste Kurve einer Frau ist ihr Lächeln.(Cansu)

ALLES außer normal (Nurci)

Ich bin mein eigenes Vorbild.(Gözde)

Ich lass mich nicht verbiegen.(Darlene)

Lass mich durch, ich bin Frau (Alexa)

Nur wer eigene Gedanken hat, hat echten Stil.(Jaqueline)

Lachend, tanzend, reisend, das Ziel dabei immer im Blick.(Simone)

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„Madonnen“ – Fotoshooting im Museum (Foto: Museumsdienst Köln)

Wen es jetzt neugierig gemacht hat, wie sich die jungen Frauen im Foto dargestellt haben, der ist an dieser Stelle herzlich zur Vernissage der Foto-Ausstellung am 13. Juli um 15.00 Uhr im Museum Schnütgen eingeladen. Es warten einige Überraschungen auf die Besucher und wir sind sicher, dass die Fotos auch noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Frauendarstellungen in der christlichen Kunst des Abendlandes ermöglichen werden!!

Anke von Heyl

„Madonnen“ wird gefördert durch die Rhein Energie Stiftung Kultur

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