Diskutiert man in der Branche die „Zukunft der Museen“, dann geht es oft um die Frage, wie man junge Leute für Kultur begeistern oder bildungsferne Schichten ins Museum holen könnte. Man blickt der fortschreitenden Überalterung unserer Gesellschaft ins Auge, liest darin aber in der Regel die Problematik heraus, dass die klassischen Museumsbesucher irgendwann nicht mehr da sein werden. Ein ganz wichtiger Punkt eines Museums von Menschen für Menschen ist jedoch auch die Überlegung, wie man als öffentliche Institution auf die veränderte Situation alternder Besucher reagieren sollte.
Denn einer der wichtigsten gesellschaftlichen Paradigmenwechsel ist das rasante Anwachsen dementieller Erkrankungen. Seit das Lehmbruck-Museum in Duisburg 2007 einen Schritt in die richtige Richtung getan hat, ziehen zunehmend auch andere Museen nach. Wir sind in diesem Zusammenhang glücklich über eine Fügung der kulturellen Vernetzung. Sie versetzte uns in die Lage, fachkundigen Beistand zu erhalten bei der Erstellung spezieller Angebote für Menschen mit Demenz.
Jochen Schmauck-Langer ist Kulturgereagoge und mit seinem Unternehmen dementia+art auf Angebote zur kulturellen Teilhabe für Menschen mit dementiellen Erkrankungen spezialisiert. Unlängst hat er ein spezielles Rahmenprogramm zum Sommerblut-Festvial konzipiert, das die vielen Facetten möglicher Kulturangebote für diese Zielgruppe präsentierte. Mit im Angebot waren unter anderem auch Führungen durch das Museum für Angewandte Kunst, das Wallraf-Richartz-Museum und das Kölnische Stadtmuseum. Hier konnte weiter ausgebaut werden, was als Pilotprojekt im Kölnischen Stadtmuseum so gewinnbringend begonnen hat.

Ulrich Bock, unser Referent für das Kölnische Stadtmuseum, verweist auf die besondere Stellung, die das Stadtmuseum für das Thema einnimmt. „Wenn wir – wie es die Experten fordern – an den Erinnerungshorizont der dementiell veränderten Menschen andocken wollen, dann haben wir die größte Chancen, je weiter wir in der Erinnerung zurückschreiten. Oft ist das, was man in der Kindheit, der Jugend erlebte, noch am präsentesten. Wenn man dann z.B. Kopischs Heinzelmännchen rezitiert, können die Teilnehmer den Text oft lückenlos mitsprechen. Solche positiven Interaktionen sind im Kölnischen Stadtmuseum am ehesten möglich.“

Jochen Schmauck-Langer setzt als ausgebildeter Kulturgereagoge auf die Faktoren „Wertschätzung“ und „Empathie“, die er in einer besondere persönlichen Ansprache während der Führungen pflegt. Eines seiner Konzepte sieht auch die musikalische Begleitung durch einen Kollegen vor, denn vor allem das Anregen aller Sinne bringt Erfolg, wenn man die Menschen mit Demenz erreichen möchte. Diese verlieren zunehmend die einmal erlernten Kulturtechniken, lassen sich allerdings aus der Isolation ihrer Gedanken durch solche Ansätze herausholen. Für den Spezialisten ist eine Aufwärmphase bei diesen speziellen Führungen ganz besonders wichtig.
„Ein Museumsbesuch soll für Menschen mit Demenz und ihre Begleiter ohne Hektik und Stress beginnen. Nach der Ankunft bieten wir die Möglichkeit zu einem langsamen Warmwerden in der ungewohnten Umgebung.“ Wer sich für das Angebot an den hier beschriebenen Führungen interessiert, der kann mit Jochen Schmauck-Langerhier Kontakt aufnehmen. Wir setzen auf die Weiterentwicklung dieses Ansatzes in der Vermittlungsarbeit und hoffen, dass somit auch die Kölner Museen einen Beitrag für das Verständnis dieser Erkrankung in der Öffentlichkeit erzielen können.
Wir bauen unser Angebot sukzessive aus und berichten weiter darüber.
Anke von Heyl