Erkenntnisse der re:publica

Wenn sich herausstellt, dass das neue Ding nicht so überflüssig ist wie zunächst angenommen, folgt das kurze Interregnum von Argument zwei: „Wer will denn so was?“ „That’s an amazing invention“, lobte US-Präsident Rutherford B. Hayes 1876 das Telefon, „but who would ever want to use one of them?“ Und von Filmstudiochef Harry M. Warner ist die um 1927 gestellte Frage überliefert: „Who the hell wants to hear actors talk?“

Gängige Erkenntis: Das Beste kommt doch immer zum Schluß!! Und so war für mich der Vortrag der Journalistin und Schriftstellerin Kathrin Passig eine Offenbarung! Er kam an Tag 3 der re:publica – kurz vor der kuscheligen Verabschiedung, welche der Berliner Konferenz einen zusätzlichen Hauch Woodstock mitgegeben hat. Als „Spiegel der digitalen Gesellschaft genauso wie als Plattform der aktiven Netzgemeinde“ versteht sich dieses „Klassentreffen“ von Bloggern, Internetaktivisten und Netzintellektuellen„. Mein Fazit dieser drei vollen Tage in der anregenden Architektur eines alten Postbahnhofes: das Internet ist ein fantastischer Raum für die Kulturschaffenden und ihre Beiträge zur sich verändernden Gesellschaft. Und auch wenn es nur an einer Hand abzählbare Vertreter aus der Museumslandschaft gab: da geht noch was! Immer mehr Kulturinstitutionen beschäftigen sich mit den neuen Kommunikationskanälen und vielleicht gibt es schon auf der re:publica 2013 eine Session aus Museumssicht!

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Motto der re:publica 2012 (Foto: Anke von Heyl)

Das Motto der diesjährigen Veranstaltung lautete Action und auf der SessionTheater Inter-Action wurde eine äußerst spannende Kampagne vomDeutschen Bühnenverein und der Plattform jovoto vorgestellt. In einem Ideenwettbewerb wurde aufgerufen, gemeinsam über das Theater der Zukunft nachzudenken. Solche Crowdsourcing-Aktionen sind die Wege, die man gehen muss, wenn man ein junges Publikum erreichen will. Erste Erkenntnis: Was die einzelnen Projekte angeht, so merkte man noch deutlich, dass das Ganze noch nicht über das Experiment hinausgekommen ist. Aber es ist ein Anfang. Ein guter! Und zweite Erkenntnis: Einer, der durchaus auch übertragbar sein könnte für die Museen!

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Das Currywurst-Museum in Berlin (Foto: Anke von Heyl)

Und finale Erkenntnis: Die Mischung macht’s. Nicht ein einzelner Vortrag stach aus der Veranstaltung heraus. Sondern die vielen Facetten in den zahlreichen Vorträgen, Gesprächen und Präsentationen lassen das Ganze rund werden. So wie die vielen Gewürze in der Curry-Mischung die schnöde Bratwurst zur kulinarischen Freude werden lässt (das Currywurst-Museum brachte übrigens auch eine interessante Erkenntnis: eine gute Didaktik ist das A und O jeder Ausstellung!!). Spannend, was Martin Kurz in Facebook mit Schülern nutzenerzählte. Oder großartige Thesen des Storytelling-Manifestes. Allen voran gab auch der legendäre Sascha Lobo neue Sichtweisen mit auf den Weg. Er verlangte nach neuen Narrativen, die es brauche, um die diffusen Ängste der Nicht-Netz-Nutzer zu zerstreuen. Und appellierte in seiner Rede an die Netzleute-Nation: Kontrolliert die Inhalte im Netz und schreibt Blogs!!

Wie ich finde, ein guter Vorsatz. Auch und vor allem für die Kultur! In diesem Sinne füllen wir unseres gerne weiter mit Inhalten und freuen uns weiter auf Leser-Kommentare und den Dialog!

Anke von Heyl

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