Jeder kennt es, hat es und nutzt es – das Porzellan! Doch dass dieses Material früher einmal mit Gold aufgewogen wurde und seine Herstellung ein streng gehütetes Geheimnis war, ist uns heute kaum noch bewusst. Dabei stehen die beiden gekreuzten Schwerter als Markenzeichen der Meißener Porzellanmanufaktur immer noch für höchste Qualität und einzigartige Motive, die das Sammlerherz höher schlagen lassen.

Seit 1709 in Dresden das europäische Hartporzellan entwickelt wurde, hat es seinen Siegeszug in alle Häuser angetreten, das bisher übliche Keramik-, Ton- oder Steinzeuggeschirr verdrängt und ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Darüber hinaus ist es aber vielmehr als ein reiner Gebrauchsgegenstand. Durch aufwändige Bemalung mit komplexen Motiven wird es zu einem Kunstwerk – und genau daran wollten sich die Teilnehmerinnen des Kurses „Porzellanmalerei“ im Museum für Angewandte Kunst Köln am 4.12. 2016 ausprobieren.

Muss man dafür besonders talentiert sein? Nein, eigentlich ist es nur wichtig, der eigenen Kreativität Raum zu geben und es schlichtweg zu versuchen, denn in jedem Menschen steckt ein Künstler, beruhigt die Leiterin Corinna Fehrenbach gleich zu Beginn. Als studierte Kunsthistorikerin und zusätzlich ausgebildete Porzellanmalerin bringt sie eine große Expertise mit, hat beraten und beruhigt, geholfen und spannende Aspekte zum Beruf der Porzellanmalerin erzählt.

Zunächst wurden die Arbeitsplätze im Werkraum mit feinsten Pinseln, Wassertöpfchen und Farben eingerichtet, und dann ein Rundgang durch die Porzellansammlung des Museums gemacht, um einen Eindruck von Motive und Formen, Farben und Stile zu bekommen. Angeregt durch die Vielfalt der Möglichkeiten ging es zurück im Werkraum voller Aufregung an das erste eigene Werk, einen Glasteller. Das eigene Motiv oder ein Mandala, eine Zeichnung oder abstrakte Kunst – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So entstanden ganz unterschiedliche, bunte und einfarbige, elegante und flippige Designs. Je nach Geschmack der Künstlerin, denn auch hier gilt (wie in der Kunst allgemein): Nur ich selbst weiß, wie es richtig ist, eine Vorgaben gibt es nicht! Mit einem sehr feinen Pinsel, zum Teil nur aus zwei hauchzarten Haaren gebunden, werden die Farben auf das Glas gebracht. Statt fertiger Farbtöpfchen mischt man sich jede Nuance selber, sodass auch genau der gewünschte Ton entsteht. Einmal angefangen wollte man gar nicht mehr aufhören, sondern direkt das nächste Objekt in die Hand nehmen, vielleicht einen großen Keramikteller oder das Meisterstück der Vase … die Zeit verging wie im Fluge ohne dabei spürbar zu werden. Das Schaffen des Eigenen ist schon ein besonderes Gefühl.

Am Ende konnten die Teilnehmerinnen wunderschöne Kunstwerke mit nach Hause nehmen, sie dort selber im Ofen spülmaschinenfest brennen und vielleicht einem lieben Menschen, oder der gesamten Familie eine besondere Weihnachtsfreude bereiten. Plätzchen sehen auf den Tellern bestimmt nochmal so gut aus!
Judith Uebing