
Syrien, Kosovo, Ukraine und Kasachstan – keine einfache Aufgabe für die Lehrerin Ute Vecchio, diese unterschiedlichen Kulturen zusammenzubringen. Die 14- bis 17-jährigen Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichen Herkunftsländern besuchen die Vorbereitungsklasse der Henry-Ford-Realschule in Köln Seeberg mit dem Ziel, im kommenden Schuljahr in eine Regelklasse zu kommen. Keiner der Schülerinnen und Schüler ist länger als zwei Jahre in Deutschland.

Nun haben sie eine besondere Woche vor sich: „Wir machen eine dreitägige Klassenfahrt“, so Ute Vecchio „und lernen Köln kennen – um einfach besser hier, an diesem Ort, in dieser Stadt anzukommen.“ Die unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten stehen auf dem Plan – und einen Kreativworkshop mit richtigen handwerklichen Aufgaben haben sich die Schülerinnen und Schüler auch gewünscht. Dafür haben sie sich ein Programm aus unserem Angebot für den Offenen Ganztag herausgesucht: „Pappmöbel in drei Tagen“. Ein Schüler berichtet, er habe bereits handwerkliche Erfahrung als Schweißer: „Autos zusammengeschweißt – hat Spaß gemacht!“. Im Fach „Technischer Unterricht“ in der Realschule haben alle bereits ein wenig mit Metall und Holz gearbeitet.

In der Designabteilung des Museums für Angewandte Kunst lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Materialien und Herstellungsverfahren kennen: vom Bugholz über Stahlrohr bis hin zum 3D-Drucker. Besondere methodische Ansätze und Hands-on-Materialien erleichtern so manche Sprachbarrieren: Die eher streng geometrischen Architektenmöbel von Frank Lloyd Wright werden zeichnerisch erfasst, das organische Design von Alvar Alto wird mit Adjektiv-Wortkarten ergründet. Ein Stück aus dem 3-D Drucker, das herumgereicht wird, hilft der Versuchung zu widerstehen, das Museumsexponat einmal anzufassen. Haptisch erfahrbar wird nun, wie der Drucker in vielen Schichten das Sitzmöbel aufbaut.

Angelehnt ist der Titel unseres buchbaren Angebotes an Frank Gehrys Sitzmöbel aus Doppelwellpappe: „Dieser Stuhl wird immer noch so produziert ist, aber trotz des einfachen Materials sehr teuer“, so der Kursleiter Michael Winter. Das Material ist auch eine gute Gelegenheit, um über Nachhaltigkeit ins Gespräch zu kommen, gerade im Vergleich der Kunststoffsitzmöbel der 1960er Jahre wie zum Beispiel den bekannten Panton-Chair.

„Für uns ist der Workshop eine gute Erfahrung, wie genau und exakt man in handwerklichen Berufen arbeiten muss“, so Ute Vecchio, „und zudem eine gute Übung zum Thema Gruppenarbeit, was Absprachen und Kompromisse angeht“.

Die Jugendlichen arbeiten in Zweierteams an einem Hocker, der durch seine Konstruktionsprinzipien so belastbar ist, dass ein Erwachsener darauf stehen kann. Alle sind sich einig, dass die die Hocker für den Chill-Bereich der Schule gedacht sein sollen. „Jetzt können wir mal etwas der Schule zurück geben“ – lautet das Fazit der Gruppe. Nicht ganz so einig ist man darüber, ob die Sitzmöbel noch farbig gestaltet werden – auch wieder eine gute Übung in Sachen Kommunikation und Kompromissbereitschaft innerhalb einer größeren Gruppe.

Andrea Imig