Vor ein paar Tagen schon haben sich die Teilnehmerinnen an unserem Gender-Projekt zum dritten Mal getroffen. Mittlerweile herrscht eine vertraute Atmosphäre unter den Teilnehmerinnen und den Dozentinnen und man merkt, dass alle immer tiefer in das Thema eintauchen. Der Workshop am 4.5. fand im Museum Ludwig statt und die Künstlerin Cristine Schell hatte einige künstlerisch-kreative Ansätze im Gepäck, mit denen die Mädchen experimentieren konnten. Doch zunächst gab es den obligatorischen Rundgang mit einer erlebnisorientierten Einstimmung.

Die Teilnehmerinnen verfassten eine Adjektivliste zu ihrer Person und hinterlegten die Ergebnisse in verschlossenen Briefumschlägen für die weitere Vorbereitung des Fotoshootings im Juni. Und dann ging es los: im Museum Ludwig warteten diverse „Pop-Madonnen“ darauf, entdeckt zu werden. Allerdings waren diese Stars der 60er Jahre auf den zweiten Blick gar nicht so glamourös, wie man zunächst denken konnte. Man kennt das auch von den aktuellen Stars wie Beyoncé Knowles, Lady Gaga oder Christina Aguilera, die in den Medien überall präsent sind. Diese Popularität hat oft auch eine Schattenseite, denn die Massenmedien benutzen die Menschen und durch eine millionenfache Wiederholung ihrer Präsenz nutzen die Persönlichkeiten ab.

Andy Warhol hat dieses Phänomen wie kein anderer durch seine „unvollkommenen“ Siebdrucke zum Ausdruck gebracht. In seinen Bildern sind die Figuren oft nicht fassbar, wirken durch den Druck transparent, so als ob sie sich auflösen. Viele aktuelle Beispiele dieses massenmedialen Wirkmechanismus wurden in der Gruppe diskutiert. Auch andere Künstler der Pop-Art-Sammlung im Museum Ludwig entlarven die Mediengesellschaft: James Rosenquist stellt in „Joan Crawford says“ nicht nur die beliebte Schauspielerin dar, sondern zeigt ebenso auf, wie sie als Werbeträger „benutzt“ wird. Tom Wesselmann reduziert die weibliche Figur schließlich auf ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale und nimmt damit jeder Darstellung die Individualität und Persönlichkeit. Mit den Adjektivlisten ging das Charakterisieren der Figuren leicht: Warhols „Marylin“ wurde als „traurig, schrill, künstlich, erotisch und plakativ“ gewertet.
Auf dem Weg zur Werkstatt gab es dann noch viele technische Anregungen von Cristine Schell, mit der die jungen Frauen in der Werkstatt ihre „Pop-Madonna“ gestalten konnten. Die Fotostrecke visualisiert einige Eindrücke.Und Gedichte wurden auch geschrieben: Zu Gertsch „Marina schminkt Luciano“ entstanden Parallelgedichte zu Eugen Gomringers „Vielleicht“.
Simone
Vielleicht
Vielleicht fröhlich
fröhlich vielleicht
Vielleicht mutig
schüchtern vielleicht
Vielleicht offen
verschlossen vielleicht
Vielleicht ich selbst
Wer anders vielleicht
Alexa
Vielleicht
Vielleicht Mann
Mann vielleicht
Vielleicht Frau
Frau vielleicht
Vielleicht echt
Echt vielleicht
Vielleicht schön
Schön vielleicht
Zum Schluss gab es sogar auch noch Hausaufgaben. Die Teilnehmerinnen sollten für sich selbst ein Metaphernspiel bearbeiten und folgende Fragen beantworten:
Wenn ich eine Blume wäre, wäre ich eine….
Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich …..
Wenn ich ein Haushaltsgerät wäre, wäre ich ….
Wenn ich ein Kleidungsstück wäre, wäre ich…
Wenn ich ein Wort wäre, wäre ich …..
Wir sind gespannt, wie die Reise weitergeht. Spannende Fragestellungen tun sich auf, Nachdenken bei allen Beteiligten führt zu einer gesteigerten Wahrnehmung und all das wird am Ende in das Fotoshooting mit einfließen. Die nächsten Workshops stehen bereits an …
Anke von Heyl
„Madonnen“ wird gefördert durch die Rhein Energie Stiftung Kultur