Aufmerksame Leser unseres Blogs haben längst mitbekommen, dass der Museumsdienst sich mit der Genderthematik auseinandersetzt. Museen sind auch in diesem Zusammenhang hervorragende Lernorte. Beiträge zu Themen rund um geschlechterspezifische Rollen finden wir in allen Kulturen. In allen Epochen. Und immer wieder auch und vor allem in der Kunst. Unser letztes Projekt in diesem Zusammenhang hat sich mit männlichen Jugendlichen beschäftigt: Helden in schwarz und weiß und Geh mir aus der Sonne. Nun also ein eigenes Frauenthema.

Wir beginnen unsere Berichterstattung über das Projekt mit einer Teamvorstellungs und einem Fragenkatalog, der die verschiedenen Perspektiven und Themen rund um das Thema „Madonnen zwischen Eva und Maria“ durchgehend begleitet. Den Anfang macht Karin Rottmann, die das Projekt initiiert hat und auch als verantwortliche Projektleiterin begleiten wird.
1. Wir haben unser erstes Treffen zum Projekt hinter uns. Ich glaube, uns haben sowohl das Thema als auch die Gruppe der Mädchen sehr bewegt. Was hat Dich am meisten beschäftigt?
Mich haben die jungen Frauen sehr beeindruckt. Immerhin werden sie einige Wochenenden freiwillig ins Museum kommen und arbeiten. Wir haben uns ein großes Pensum vorgenommen und wegen der Fördergelder die große Verantwortung auf uns genommen, eine Ausstellung zu realisieren. Ich habe ein gutes Gefühl bei der Gruppe. Sehr bewegt hat mich, dass das Genderthema uns alle irgendwie aufwühlt. Wir sind als weibliche Betreuerinnen ebenso betroffen wie die jungen Frauen. Ich finde es interessant, darüber in einen Dialog zwischen den Generationen aber auch zwischen den Kulturen zu geraten.
2. Wie siehst Du Deine Aufgabe im Projekt?
Ich bin von Seiten des Museumsdienstes Köln verantwortlich für das Projekt und habe die Fördermittel bei der RheinEnergieStiftung Kultur beantragt und auch die Inhalte in den Museen vorstrukturiert, Absprachen getroffen, die ReferentInnen gesucht, mit ihnen diskutiert, Pläne geschmiedet. Ich werde alle Workshops begleiten, mich einbringen und die Organisation in den Museen übernehmen.
3. Was ist Dir wichtig?
Mir ist eine offene Arbeitsatmosphäre wichtig. In diesem Projekt sind wir alle Lernende. Es wird spannend sein, die Haltungen aller Beteiligten kennenzulernen
4. Wir haben die Mädchen befragt, das war sehr interessant, wir haben uns aber nicht befragt. Welche weiblichen Vorbilder hast Du?
Es ist schwierig, Namen zu nennen, weil ich nicht umfassend das Leben dieser Personen kenne, aber die Eigenschaften kann ich benennen. Mich beeindruckt, wenn Frauen, ich meine aber auch Männer ihre Talente entdecken und diese Gaben zum Nutzen aller entwickeln. Vorbilder sind aber für mich auch Frauen und Männer, die Mut haben, ich sage mal provokant: wie die jungen Frauen von „Pussy Riot“.
Wann fühlst Du Dich weiblich?
Bei manchen Blickkontakten, auch immer wieder im Umgang mit Männern aber auch Frauen, in meiner Lieblingsboutique, in einer Parfümerie und wenn ich über das „Kindchenschema“ als Mutterwesen außer Kontrolle gerate.
5. Welche Prognosen hast Du? Was erwartest Du?
Über das Theater sagt man, dass die Bühne die Bretter dieser Welt bedeuten. So etwas kann man auch über Museen sagen. An Kunstwerken lassen sich Gedanken über die eigene Person und die Welt entzünden. Ich bin gespannt auf die interessanten Gespräche und auf die Arbeitsergebnisse. Ich erwarte Bilder, die zeigen, wie sich junge Frauen von heute in ihren Rollenbildern verorten. Ich erwarte auch, dass die jungen Frauen untereinander und mit uns über Frauenleben in unserer Gesellschaft reflektieren lernen und Solidarität auch im interkulturellen Verhältnis empfinden und gegenseitiges Verständnis aufbauen.
Mit Judith Patzelt haben wir eine Schauspielerin für den Workshop rund um das Thema „Rollenvorstellungen“ gefunden. Auch sie konnten wir zu den Erwartungen zum Projekt befragen.
zu 1.) Die Frage, wie man es schaffen kann, das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen und sie für das Projekt zu begeistern.
zu 2.) Mein Beitrag soll sein, einen offenen und spannenden Dialog mit den Mädchen zum Thema „Frau sein“ zu eröffnen, der sich an den expressionistischen Frauen – Bildern entspinnt. Die Aspekte, die sich aus diesem Dialog ergeben, möchte ich gerne aufgreifen und daraus zu körperlichen Ausdrucksformen finden, die die Mädchen zu einem selbst-bewussten Umgang mit ihrem Körper führt. Ich möchte damit die Basis für das Shooting am Ende schaffen.
zu 3.) Dass wir verspielte, offene, freie Formen finden, um uns diesem sensiblen Thema zu nähern.
zu 4.) Meine Freundin, die es schafft, sich in dieser hektischen Zeit auf das zu besinnen, was jetzt gerade, in diesem Moment wichtig ist und die die Dramatik der Dinge durch ihren wunderschönen Humor immer wieder entkräftet.
Weiblich fühle ich mich,
wenn ich in der Frauensauna sitze
wenn ich flirte
wenn ich Lilien auf dem Markt kaufe.
wenn ich mein Parfum auflege („for her“)
zu 5.) Ich glaube, dass das ein gutes Ding wird. Die Idee dieser Vielschichtigkeit des Projektes ist gut gedacht, wir sind ein spannendes Team und die Mädchen wollen. Vielleicht wird es manchmal schwierig, die „Kulturkluften“ zu meistern, aber nicht unmöglich.
Als Künstlerin wird Cristine Schell mit den jungen Frauen kreativ arbeiten und auch sie haben wir zu ersten Eindrücken und Gedanken zu dem Projekt befragt.
1. Also mir hat sehr gut gefallen wie offen und zum Teil auch selbst bewusste die Mädchen über Ihre Rollenvorstellungen, über das Frau sein gesprochen haben. Besonders überraschend war für mich, dass einige ihre Mutter als Vorbild genannt haben. Aber auch dass einige meinten ,dass sie eigentlich kein Vorbild hätten oder bräuchten. Auch dass Christine Hamlich als sportliches Vorbild genannt wurde (die kannte ich gar nicht). Spannend waren auch die Antworten auf die Fragen, was sie als weiblich empfinden. Tolle Anknüpfungspunkte für die Arbeit in dem Projekt.
2. Meine Aufgabe in dem Projekt sehe ich in der ersten Linie in der Kunstvermittlung und in der Vermittlung von künstlerischen Techniken. Das Thema ist eine gute Möglichkeit Anknüpfungspunkte im Museum Ludwig und Wallraf Richartz Museum zu finden. Zum einen haben die Mädchen die Möglichkeit prüfend und vergleichend Frauenbilder in der Kunstgeschichte zu untersuchen zum Anderen ihr eigenes Frauenbild in künstlerischen Techniken zu entwickeln undumzusetzen.
3. Es ist mir sehr wichtig einen offenen Austausch mit den Mädchen zu halten. Ich freue mich, einen Einblick in die Frauenbilder der Mädchen zu bekommen. Da kann ich sicher auch eine Menge von den Mädchen lernen.
4. Ich habe keine weiblichen Vorbilder, wohl aber beeindrucken mich Teilaspekte bekannter und nicht bekannter Frauen in Politik, Kultur und Gesellschaft die ihren eigenen Weg gehen. Mir ist es wichtig authentisch zu sein und wenn ich das bin, fühle ich mich auch weiblich.
5. Dass das Projekt den Mädchen vielfache Möglichkeiten bietet, ihr eigenes Selbstbewusstsein und ihre eigene Identität zu entwickeln. Wir haben es ja hier mit eine Art Gesamtkunstwerk zu tuen. Sicher werden die Mädchen auch noch unerkannte Seiten ihres Selbst und ihrer eigenen Kreativität erkennen. Ich finde es super, dass das Projekt spartenübergreifend ist und freue mich auf die die Zusammenarbeit mit den Mädchen und den KollegInnen. Der Rahmen ist da und ich denke es wird eine Menge Überraschungen geben. Darauf freue ich mich.
Pauline Hammer wird als Pädagogin die Museumsworkshops mit ihrer Erfahrung bereichern und die Verbindung zu den Teilnehmerinnen unterstützen. Auch sie hat sich unseren Fragen gestellt.
1. Am meisten hat mich beschäftigt, wie die das erste Aufeinandertreffen der Mädchen sein wird. Wie reagieren sie untereinander, fühlen sie sich wohl? Wie verhalten sich die Mädchen, die allein hergekommen sind, fühlen sie sich ausgeschlossen? Wie nehmen sie die Aufgaben wahr, können sie sich drauf einlassen usw.
2. Ich sehe meine Aufgabe darin die Mädchen zu begleiten, zu unterstützen, zu ermutigen und vor allem für sie und ihre Probleme da zu sein, einen Raum zu schaffen, in dem sie sich wohl fühlen und sich frei entfalten können. Genauso unterstütze ich die Dozenten in ihrer Arbeit.
3. Mir ist es wichtig, das wir uns alle wohl fühlen, uns auf einander verlassen können, dass alle während dieses Projektes viel Spaß haben und dass wir alle etwas für das weitere Leben daraus mitnehmen können.
4. Meine weiblichen Vorbilder sind Mädchen und Frauen, die sich etwas trauen. Die an sich selber glauben und die Welt ein Stück weit besser machen wollen! Weiblich fühle ich mich, wenn ich zufrieden, ausgeglichen bin und ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann.
5. Ich möchte für die Mädels, dass sie sehr viel Spaß haben. Aber auch etwas über sich und ihre eigene Weiblichkeit kennenlernen. Für die Gruppe wünsche ich mir, dass ein kultureller Austausch stattfindet. Auch dass neue Freundschaften entstehen. Für das Projekt wünsche ich mich sehr viel Spaß, Mut und ein verdammt gutes Ergebnis!
Dann haben wir Laura Isabella Ax, die ihre Gedanken zum Projekt aufgeschrieben hat. Sie ist Tänzerin und Tanzpädagogin. Seit drei Jahren arbeitet sie freiberuflich in Münster und Umgebung und bietet Tanzprojekte und Tanzkurse in Schulen, Seniorenzentren, Familienbildungsstätten, Wohneinrichtungen für Jugendliche mit Behinderung an.
zu 2. Meine Aufgabe im Projekt:
Ich sehe mich als Pädagogin: wertschätzen und ermutigen.
Ich möchte ein positives Frauenbild vermitteln, indem ich ein positives Selbstbild ausstrahle. Ich möchte dir jungen Frauen unterstützen zu sich selbst zu stehen und den eigen Wert zu sehen. Ich möchte vermitteln, dass es gut ist sich über seine Fähigkeiten und den eigenen Charakter und nicht ausschließlich über das Aussehen zu definieren.
zu 3. Was ist mir wichtig?
Eine gute Zusammenarbeit mit dem Team. Offenheit und sich einlassen können der Teilnehmerinnen.
zu 4. Meine weiblichen Vorbilder:
Meine beste Freundin und Alice Paul (Frauenrechtsbewegung: Kämpferin für das Frauenwahlrecht in den USA)
Ich fühle mich weiblich durch
– die Kleidung, die ich trage: Röcke, Schuhe, Spitze
– meinen Körper: weibliche Kurven und lange Haare
– die Aufmerksamkeit von Männern
zu 5. Erwartungen:
– eine schöne, bewegende, aussagekräftige Performance
– Spaß mit den Teilnehmerinnen
– ich wünsche mir, dass die Teilnehmerinnen positive Erfahrungen und mehr Selbstbewusstsein mitnehmen.
Und last but not least haben wir „unsere“ Männer im Team befragt. Als erster kommt Dennis Hartmann zu Wort, der das Projekt betreuen wird und auch maßgeblich für den so wichtigen „direkten“ Draht zu den Mädels gesorgt hat.
1. Also Organisator des Projektes und pädagogische Leitung ist es meine Aufgabe, die TN zu akquirieren. Da war ich natürlich ganz schön aufgeregt und gespannt, ob denn wirklich alle jungen Frauen, die ich angesprochen habe, kommen würden. Anscheinend habe ich sie direkt überzeugt, denn alle Angesprochenen sind zum Kennenlerntag gekommen. Da ich beinahe alle jungen Frauen und deren Hintergründe kenne, beschäftigt mich selbstverständlich das Zusammenspiel der Gruppe untereinander. Es soll hier niemand zu kurz kommen, untergehen oder ähnliches.
2. Ich verstehe mich in erster Linie als Begleiter der Gruppe. Ich fördere Gruppenprozesse, interveniere, wenn es zu Unstimmigkeiten oder Missverständnissen kommen sollte. Darüber hinaus sehe ich mich als Bindeglied zwischen den DozentInnen und den Teilnehmerinnen. Sehr wichtig empfinde ich auch meine Aufgabe, den jungen Frauen eine Plattform für ihre Kunst zu ermöglichen. Dies wird in Form einer würdigenden und einfach tollen Abschlussveranstaltung mit anschließender Austellung der geschaffenen Kunstwerke geschehen.
3. Mir liegt es besonders am Herzen, dass die jungen Frauen sich bei uns nicht wie in der Schule fühlen. Lernen, ob rein wissenvermittelndes oder auch soziales Lernen, geschieht am besten, wenn man positive Voraussetzungen hierfür schafft. Ganz wichtig ist eine harmonische Stimmung in der Gruppe, aber auch unter uns Dozenten und Pädagogen. Mein Ziel ist erreicht, wenn alle am Ende des Projektes eine schöne Zeit hatten und sie während der Workshoptage zum Teil gar nicht bewusst wahrnehmen, dass sie jede Menge über Kunst, das Rollenbild der Frau, über sich selbst und über die anderen Teilnehmerinnen in der Gruppe lernen. Unser aller Motto ist: Spielerisch lernen!
4. Für mich sind weibliche Vorbilder nicht an speziellen Personen festgemacht. Eher an den Charaktereigenschaften. Ich persönlich emfpinde Frauen sehr sympathisch, die durchsetzungfähig, taff, charmant, humorvoll, sarkastisch sind und ihren eigenen Stil haben. Das ist in meinen Augen auch besonders weiblich.
5. Ich erwarte Höhen und Tiefen. Das gehört einfach zum Leben dazu und es würde mich sehr freuen, wenn wir während des Projektes nicht nur an der Oberfläche kratzen. Vielleicht passiert es, dass die jungen Frauen es zulassen, dass wir inhaltlich aber auch emotional mehr in die Tiefe gehen. Hier empfinde ich es als sehr wichtig, niemanden zu zwingen. Jeder soll so weit gehen und so viel preis geben, wie er bereit ist. Und natürlich erwarte ich, dass die jungen Frauen etwas vom Inhalt des Projekt mit nach Hause nehmen und sich auch nachhaltig bei Ihnen etwas verändert. Zu guter letzt würde es mich wirklich sehr freuen, wenn wir mit diesem Projekt neue Anstöße in der Museumspädagogik geben können und in Zukunft noch weitere interessante Projekte dieser Art durchführen könnten.
Den Abschluss bildet unser Fotograf. Maurice Cox wird ein Fotoshooting mit den Teilnehmerinnen veranstalten, auf das wir schon riesig gespannt sind. Daraus entsteht dann als Ergebnis unseres gesamten Projektes eine tolle Ausstellung
1: Zu sehen, dass Jugendliche in diesem Alter sich eben doch für Kunst und Kultur begeistern lassen auch wenn Sie das von Ihren Eltern nicht unbedingt vorgelebt bekommen. Ja, das Museum ist für alle da!, und es sollte mehr dafür getan werden, nicht nur den ‚Bildungsbürger‘ ins Museum zu locken
2: Meine eigentliche Arbeit steht erst am Ende des Projektes an. Ich will versuchen möglichst viele Facetten der Persönlichkeit einer jeden Portaitierten in ihrem Bild festzuhalten.
3: Mir ist wichtig, dass wir keine Glamour-Fotos machen sondern Portraits in denen sich die Frauen wiedererkennen. Nicht nur optisch sondern auch emotional. Sie sollen keine Rolle annehmen sondern sich selbst verkörpern – ob im Jetzt oder in der Zukunft bleibt ihnen dabei freigestellt. Für die Ausstellungseröffnung freue ich mich auf den Stolz in den Gesichtern der Teilnehmerinnen, die sich bei einem so großem Projekt eingesetzt und bewiesen zu haben.
4: Das Fan-Sein ist mir sehr fremd. Vorbilder sind meiner Meinung nach selten wirkliche Personen sondern mehr einzelne ihrer Eigenschaften. Von diesen idealisierten Eigenschaften, die Menschen haben können, die richtige Mischung zu entwickeln, ohne dabei auf Fehler zu verzichten, macht Menschen vorbildhaft. Der Satz: ‚ Ich will sein wie …‘ macht mir Angst – da kommt dann doch zu häufig so eine geklonte Markt- und Meinungskonformität wie bei Germanys Next Topmodel heraus – Graus …
5: Ich erwarte noch einige spannende Begegnungen, bei denen zwischen den Teilnehmerinnen und mir ein gewisses Vertrauen reifen sollte. Ein gutes Portrait braucht Vertrauen, da ich mit der Kamera doch einen sehr persönlichen Raum betrete, zu dem man nicht jedem einfach Zutritt gewährt.
Anke von Heyl
„Madonna“ wird gefördert durch die Rhein Energie Stiftung Kultur