Museum textil. Open Space zu neuem Jahresthema

Für das kommende Jahr 2013 wählen wir ein neues Jahresthema. Wir hatten 2012 sehr gute Erfahrungen mit diesem Konzept gemacht: Alle Projekte und Events standen unter dem Motto „Blau“. Unser neues Arbeitsthema wird „Museum textil“ sein.

Textile Themen sind in fast allen Museen zu finden, die der Museumsdienst betreut. Mit den Vorbereitungen dieses Jahresthemas haben wir jetzt schon begonnen. Und uns eines neuen Veranstaltungsformates bedient: des Open Space. Hierzu sind rund 50 Kolleginnen und Kollegen aus Schulen und aus den Museen unserer Einladung gefolgt und haben alle in einem großen Brainstorming Ideen für die Vermittlung textiler Themen gesammelt.

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Open Space zu „Museum Textil“. Direktor Matthias Hamann präsentiert die Ergebnisse der Arbeitsgruppen (Foto: Museumsdienst Köln)

Es gab insgesamt sechs unterschiedliche Arbeitsgruppen, in denen sich die Teilnehmer zu einer angeregten Diskussion treffen konnten. In einem Rhythmus von jeweils 45 Minuten konnten die Teilnehmer des Open Space dann rotieren. So dass möglichst viele von ihnen wertvolle Impulse geben konnten. Durch den ständigen Wechsel wurde das kreative Potential der Anwesenden optimal ausgeschöpft. Lehrerinnen und Lehrer, Kuratorinnen, freie Mitarbeiter und Museumsreferenten brachten aus unterschiedlichen Perspektiven Ansätze für die Vermittlungsarbeit ein.

Open Space 2
Open Space zu „Museum Textil“. Museumsgraffiti im Museum Schnütgen Foto: Museumsdienst Köln)

Karin Rottmann präsentierte ihr Methodenrepertoire im Museum Schnütgen vor Ort und zeigte, dass neue Definitionen des Textilen wie z.B. im Guerilla Knitting auch einen Impuls für die Vermittlungsarbeit geben können. Ausprobieren geht über studieren und alle Teilnehmer waren sofort überzeugt! Ein Ansatz, der sich sicherlich auch für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern prima umsetzen lässt.

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Open Space zu „Museum Textil“. Thema „Inklusion und Exklusion“ im NS DOK (Foto: Museumsdienst Köln)

Wie werden Menschen aus- oder eingeschlossen mittels Dresscodes? Ein spannendes Thema auch im NS-Dokumentationszentrum. Und Barbara Kirschbaum diskutierte mit den Teilnehmerinnen über vor allem die alltäglichen Aspekte des Thema „Kleidung“ und „Textilien“. In der Diskussion wurde auch kontrovers überlegt, in wie weit man Einstiege finden kann. Die Erfahrung, die bereits im Hause vorhanden war, konnte durch neue Ideen der Teilnehmer bereichert werden.

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Open Space zu „Museum Textil“. DIskussion zu textiler Kunst im Museum Ludwig (Foto: Museumsdienst Köln)

Angelika von Tomaszewski stellte textile Kunst zur Diskussion und sammelte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern konkrete Ideen für Schulprogramme. Ob zu Oldenburg oder Cosima von Bonin. Die Möglichkeiten für Schüler, über die textilen Techniken eine Annäherung an moderne Kunst zu bekommen, ist in der Tat vielfältig. Ob über das Nähen eines Hamburgers oder die Metamorphosen ungewöhnlicher Materialien.

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Open Space zu „Museum Textil“. Diskussion über Fahnen und Banner im Kölnischen Stadtmuseum Ergebnisse der Arbeitsgruppen (Foto: Museumsdienst Köln)

Dass das Kölnische Stadtmuseum eine der größten Textilsammlungen der Stadt besitzt, war vielleicht nicht allen bekannt. Das Brainstorming konnte demenstprechend auch nur exemplarisch einige Themen anreißen, die es sicherlich Wert wären, weiter verfolgt zu werden. Herausgegriffen hat Rita Wagner unter anderem das Thema „Fahnen“ und „Banner“, über das Geschichte auch lebendig vermittelt werden könnte. Hier lässt sich wunderbar in der Lebenswelt junger Menschen andocken, die alle seit der WM 2006 den Einsatz der Deutschlandfahne ganz anders wahrnehmen.

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Open Space zu „Museum Textil“. Gespräch über Textilsammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums (Foto: Museumsdienst Köln)

Das Rautenstrauch-Joest-Museum hat eine eigene Abteilung zum Thema „Kleidung“ und die zuständige Kuratorin Frau Majlis führte eine Teilnehmergruppe durch die Ausstellung. Ethnologie ist ein Querschnittsfach und Peter Mesenhöller erläuterte, dass darin auch eine große Chance für die Schulprogramme läge. Er berichtete aus dem gemeinsamen Brainstorming, dass vor allem darüber nachgedacht wurde, wie man die Problematik der Finanzierung der Projekte für Schulklassen auffangen kann. Eine kommende Ausstellung über „Tapas“ – einer besonderen Form von Rindenbast – wurde ebenfalls im Plenum diskutiert.

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Open Space zu „Museum Textil“. Einblick in ein Ausstellungsvorhaben im Museum Schnütgen (Foto: Museumsdienst Köln)

Da die Textilkuratorin des Museum Schnütgen gerade in den Vorbereitungen einer großen Ausstellung zu Paramenten steckte, nahm Saskia Werth die Gelegenheit eines Austausches mit Textillehrerinnen und -lehrern sowie den Museumspädagoginnen gerne an. In den Arbeitsgesprächen zu diesem Thema konnte sie nicht nur dieses Thema vorstellen, sondern war auch ganz überzeugt von vielen Anregungen zur Vermittlungt. Das rituelle Ankleiden ist ja nicht nur in der christlichen Lithurgie ein wichtiger Aspekt, sondern findet sich auch in anderen Kulturen. Dass sich da eine Menge an Verbindungen ergeben – eine ganz deutliche z.B. zum benachbarten Völkerkundemuseum – war ein inspirierendes Ergebnis des gemeinsamen Brainstormings.

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Open Space zu „Museum Textil“. Über Schwerpunktthemen im MAKK (Foto: Museumsdienst Köln)

Petra Hesse nutzte als Direktorin des Museums für Angewandte Kunst die Gelegenheit, auf die kommende Jubiläumsausstellung hinzuweisen, in der auch der Aspekt „Fashion“ eine besondere Rolle spielen wird. Vor allem die Diskussion mit den berufsbildenden Schulen brachte hier auch der Museumspädagogin des Hauses, Romana Breuer, neue Ideen für die Vermittlungsarbeit.

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Open Space zu „Museum Textil“. Ideen der Museumsschule (Foto: Museumsdienst Köln)

Die Museumsschule war gleich mit zwei Projekttischen vertreten. Am einen wurde ein gemeinsames Projekt von Museum, Schule und Universität vorgestellt, das die Synergien der unterschiedlichen Projektpartner vorbildlich nutzen konnte. Und das andere Projekt war eines, was sich während des Open Space zu einer Art Perfomance erweiterte. Ausgehend von Duane Hansons „Frau mit Umhängetasche“ entwickelten die Pädagoginnen und Pädagogen ein Projekt, welches direkt vor Ort ausprobiert werden konnte. Was hat wohl die Frau im Museum in ihrer Tasche? Eine Frage, die tausend und eine Geschichten hervorrufen kann. Und wenn man umgekehrt entgegensetzt, was jeder von uns in seiner Handtasche hat? Wie viel Potential steckt wohl in dieser herrlichen Form der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk?

Alles in allem eine wirklich gelungene Veranstaltung, die den Teilnehmern viel Inspiration mit auf den Weg geben konnte. Und daraus weitere Projekte und Arbeitsgruppen entstehen. Wir haben zur ausführlicheren Betrachtung der Ideen und Anregungen eine Fotostrecke bei Flickr eingestellt.

Anke von Heyl

 

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