Es gibt durchaus physikalische Erklärungen, warum der Himmel blau ist und wieso wir das Wasser im Meer auch blau sehen können. Viel spannender ist es jedoch, sich auf die Suche zu machen und zu entdecken, welche wunderbaren Variationen von Himmel und Wasser, von Blau in allen Schattierungen und Stimmungen es auf den Kunstwerken im Wallraf-Richartz-Museum zu sehen gibt. Der Grundkurs Kunst vom Nümbrechter Gymnasium war heute zu Besuch im Museum und hat mit unserer Kollegin Cristine Schell eine kleine Reise durch die Kunstgeschichte unternommen.

Nach einer Einstimmung im Mittelalter – es geht nichts über das Ultramarin-Blau auf alten Tafelbildern – ging es schnell in das 19. Jahrhundert. Schon beim Betreten der Sammlung sieht man, welche Bedeutung die Landschaftsmalerei hier gewinnt. Der Himmel weitet sich, und das Meer liefert tausend Geschichten. Es geht nun darum, das Kunstwerk so genau wie möglich unter die Lupe zu nehmen. Nirgends gibt es bessere Anregungen, wie man mit der Farbe Blau umgehen kann. Ob es das ruhige fast meditative Bild des glatten Meereshorizontes ist, wie hier im Bild von Karl Blechen oder das aufgewühlte tief-türkise Blau der dramatischen Meeresszene bei Böcklin. Ein Augenfeuer allererster Güte. Die Schülerinnen und Schüler zeichnen kleine Skizzen und notieren sich Farbwerte daneben.

Vor allem die Freiluftmaler haben sich mit den Farbwerten von Himmel und Wasser auseinandergesetzt. Es war ihr liebstes Studienobjekt, und die zahlreichen Seestücke und Landschaftsbilder mit äußerst tief herunter gezogenem Horizont zeigen die Experimentierlust der Künstler auf diesem Gebiet. Allen voran natürlich Claude Monet, der mit seinen Seerosen-Bildern dem Thema „Wasser“ noch einmal eine ganz neue Dimension gegeben hat. „Ruhig nah an die Bilder herantreten“, ermuntert Cristine Schell die Schüler. „Hier kann man den Pinselstrich des Künstlers ganz genau nachvollziehen. Eine bessere Malschule gibt es nicht.“ Und wirklich: Monets „Seerosen“ sind faszinierend.

Wie sehr sich die Schüler an die gesehenen Impulse gehalten haben, zeigt sich in den tollen Ergebnissen. Auch wenn die Umsetzung mit Wasserfarben kleine Abstriche erforderlich machten, lassen die Ergebnisse doch die lebendige Handschrift der Vorbilder erkennen. Es hat sich absolut gelohnt, sich einer einzigen Farbe zu widmen und diese auf ihre Ausdrucksmöglichkeiten hin zu untersuchen. So ein zweistündiger Praxis-Workshop bringt Schwung in die Sehgewohnheiten und gibt jede Menge von Anregungen für die eigene kreative Arbeit.

Ich bin mir sicher, dass in der Schule noch das ein oder andere Bild als Nachklang zu diesem Museumsbesuch entstehen wird. Freuen würde es das Museumsteam allemal, denn nichts ist schöner als ein lang anhaltender Nachklang der Bilder in den Köpfen der Betrachter.
Anke von Heyl