
Das NS-Dokumentationszentrum zeigt noch bis zum 12. März 2017 die Sonderausstellung „Jugend im Gleichschritt!? – Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirklichkeit“. Danach steht sie als Wanderausstellung weiter zur Verfügung.
Für Schülerinnen und Schüler der Sek I und II wurde neben einer einstündigen Führung auch ein Workshop entwickelt. Eine ausführliche Beschreibung dieses Angebotes sowie alle didaktischen Materialien finden sich nun unter der Rubrik „Schul-Infos“ auf der Internet-Seite des NS-Dokumentationszentrums.
Kernbestandteil des Workshops bilden elf Erzählungen von Männern und Frauen, die während der NS-Zeit aufwuchsen und über ihr Verhältnis zum Jungvolk und zur Hitlerjugend Auskunft geben. Diese Gespräche wurden im Rahmen des Projektes „Jugend 1918 – 1945“ durchgeführt.
Bei der Auswahl der Biografien für den Workshop wurde darauf geachtet, ein möglichst breites Spektrum des sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umfelds abzudecken, in dem die Interviewpartner damals aufgewachsen sind. So finden sich sowohl Jugendliche, die in der Großstadt, solche, die in Mittel- und Kleinstädten als auch andere, die in ländlichen Gebieten mit wenig Kontakt zu größeren Städten aufwuchsen.

Auch der soziokulturelle Hintergrund der Elternhäuser wurde bei der Auswahl der Zeitzeugen berücksichtigt, um so ein möglichst diverses Bild der Lebensbedingungen und Prägungen der Jugendlichen vor und während der NS-Zeit zu zeichnen. So soll die Möglichkeit eröffnet werden, die jeweiligen Einflüsse solcher Faktoren auf die individuellen Lebenswege und die Einstellungen zur Hitlerjugend nachzuvollziehen.
Neben der Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht (Arbeiterschaft, Bürgertum, Landwirtschaft) war insbesondere auch die konfessionelle Bindung sowie die politische Überzeugung in den einzelnen Elternhäusern ein Kriterium für die Auswahl der Beispielbiografien. Auch hierbei wurde ein möglichst breites Spektrum abgedeckt, indem Angehörige beider Konfessionen mit unterschiedlich ausgeprägter Religiosität ebenso einbezogen wurden wie ausgeprägt nationalsozialistisch orientierte Familien oder solche aus dem kommunistisch-sozialistischen Milieu, in dem Heranwachsende schon früh die Unterdrückung und Verfolgung oppositioneller Familienmitglieder erlebten.
Bedingt durch diese Auswahlkriterien treten in den Erzählungen immer eine oder mehrere der in der Ausstellung behandelten Erziehungsinstanzen „Kirche“, „Schule“, „Familie“ und „Hitlerjugend“ hervor, die die jeweilige Person in ihrer Kindheit und Jugend vorrangig geprägt haben.
Alle elf Erzählungen sind nun im Netz zugänglich, mit dazu gehörigen Arbeitsaufträgen für Sek I und Sek II. So stehen sowohl die Inhalte als auch die didaktischen Materialen über die aktuelle Laufzeit der Ausstellung hinaus für die Arbeit in den Schulen zur Verfügung.
Barbara Kirschbaum