In der dreitägigen Übung „Im Museum das Mittelalter erleben“ waren 23 Studierende der Ruhruniversität Bochum zu einer fiktiven Reise in die Vergangenheit eingeladen. Inspiriert von Ian Mortimer: „Im Mittelalter. Handbuch für Zeitreisende“ sollten die angehenden Historikerinnen und Historiker eine „Expedition ins Köln des Jahres 1451“ vorbereiten, ihr Forschungsvorhaben definieren und eine Liste von Dingen zusammenstellen, die sie für die drei Tage in Kölns Vergangenheit benötigen würden.

Natürlich wurde sofort gegoogelt, und es sprach sich schnell herum, dass in diesem Jahr in Köln die Pest wütete. Entsprechend kamen Schutzanzüge, Atemmasken und Medikamente auf die Liste. Zum Schluss hatten wir jedoch eine lange Liste von Zielen, die wir in der Übung untersuchen wollten. Wie lebten die verschiedenen Gesellschaftsschichten in der mittelalterlichen Stadt? Wie schützten sie sich vor Krankheit? Wie stark war der Einfluss der Religion?
Leider musste die Liste noch mal überarbeitet werden, denn es durften nur Dinge mitgenommen werden, die technologisch schon zu der Zeit möglich waren. Das gab Anlass über Aspekte von „Living History“ zu diskutieren: wie und auf welcher Quellenlage kann das Leben im Köln des Jahres 1451 rekonstruiert oder wenigstens anschaulich gemacht werden. Jedenfalls wurde festgestellt, dass noch sehr viel recherchiert werden müsste, um diese Expedition, wenn sie möglich wäre, vorzubereiten.

In der Mittelalterabteilung des Wallraf-Richartz-Museums untersuchten wir in verschiedenen Arbeitsgruppen die Gemälde im Hinblick auf ihre Aussagemöglichkeiten über Alltag im Mittelalter. Wir sammelten die verschiedenen Stichworte und schrieben kurze Artikel, die als Poster am Ende des ersten Tages vorgestellt wurden.

Am zweiten Tag der Übung besuchten wir das Kölnische Stadtmuseum. Auch diesmal sollte das Museum als Ort für Recherche wahrgenommen werden. Im ersten Teil der Aufgabenstellung sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach übergeordneten Themen suchen. Sie entschieden sich dazu, arbeitsteilig Objekte zu den Bereichen „Verwaltung, Alltag, Verteidigung und Handelsbeziehungen“ zu untersuchen und über Kurzpräsentationen dem Plenum vorzustellen.

Der Harnisch in Übergröße löste eine lebhafte Diskussion aus. Verbirgt sich ein Bierbauch unter der Bauchwölbung, ist eine Mode der Grund oder füllte man den Raum zwischen Bauch und Eisen mit Polstern?
Am Nachmittag ging es insbesondere um methodische Fragestellungen und die Aufgabe, Materialien für die Vermittlungspraxis auszuarbeiten. Es entstanden Quizspiele, Kreuzworträtsel und Wörtersets, die nicht nur im schulischen Kontext genutzt werden konnten.

Am letzten Tag der Übung sollte eine fiktive Geschichte zu einer Bildfigur aus einem Kunstwerk geschrieben werden, die im Köln des Mittelalters lebt. Die Studierenden entscheiden sich für die Fliege auf dem Thomasaltar -wie bereits die Seminare in den Vorjahren. Die Fliege erlebte Abenteuer auf dem Markt, beobachtete das Löschen von Schiffladungen am Rheinhafen, belauschte die Vertragsverhandlungen zum Auftrag des Thomasaltars, inspizierte die Werkstatt des Meisters und schaute der Frau des Meisters über die Schulter in den Suppentopf …

Karin Rottmann