In einer Lehrkräftefortbildung am 5.11.15 im Wallraf-Richartz-Museum sollte es um Godefridus Schalcken gehen. Berühmt für sein außerordentliches Talent, Kerzenlicht in all seiner sanften und zurückhaltenden Wärme darzustellen, eignet sich Schalcken hervorragend für Vermittlungszwecke rund um die Themenkomplexe Licht, Schatten und Farbe. Von hier nahm denn auch die von Karin Rottmann geleitete Lehrerfortbildung ihren Ausgang.

Zunächst wurden durch Recherchearbeiten im Ausstellungsraum Informationen über Schalckens Leben, seine Zeitgenossen und seinen Charakter erschlossen. Das gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, sich mit der Person des Malers vertraut zu machen. Besonders die Charakterstudien vor seinen Selbstportraits waren hier gewinnbringend, denn sie gaben der Gruppe Adjektive an die Hand, vermittels derer sie nicht nur Schalcken, sondern auch die Atmosphäre seiner Werke zu benennen vermochten. Der Begriff konnte so die Anschauung schärfen, die Anschauung wiederum den Begriff klarer fassen.

Mit diesem begrifflichen „Rüstzeug“ ausgestattet, ging es anschließend ins sogenannte Lichtlabor, einen Experimentalraum in der Ausstellung. Hier wurde die Anschauung herausgefordert, denn die Lehrerinnen und Lehrer erlebten nun quasi „live“, wie sich Farben relativ zur Lichtquelle verändern. So wurde zum Beispiel ein im Tageslicht blauer Vorhang bei Kerzenlicht plötzlich rot. Man ahnte hier sogleich, wie schwer es für den Maler ist, das wahrzunehmen, was tatsächlich der Fall ist, und nicht in eingeschliffene Perzeptionsmuster zu verfallen. Ein und der selbe Vorhang kann eben mal blau, mal rot und vielleicht auch einmal gelb erscheinen. Den vorläufigen Höhepunkt der Fortbildung bildete dann die Performance einer mutigen Teilnehmerin, die mit Witz und schauspielerischem Geschick den Maler stilecht im Lichtlabor zum Leben erweckte. Das Ergebnis wurde filmisch festgehalten.
Bevor es letztlich in die wohlverdiente Pause ging, zückten die Lehrerinnen und Lehrer noch ihre Smartphones, um sich im Foyer als „Schalcken mit Kerze“ abzulichten. Mit den Fotos sollte später noch weitergearbeitet werden.

Der zweite Teil der Fortbildung war mit kreativen Praxisübungen ausgefüllt. Die Kerzenschein-Fotos, die während der Pause schwarz-weiß ausgedruckt worden waren, sollten nun à la Schalcken mit Farbe bedeckt werden. Dazu wählten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus einer breiten Palette jene Farbe, von der sie meinten, dass sie das Licht der Kerze zu einer bestimmten Tageszeit am besten widerspiegelt. Mit kreativem Geist, Geschick und viel Energie wurde nun gemalt. Die Ergebnisse waren natürlich keine Schalckens, aber doch eine Reihe stimmungsvoller Bilder, die zum Betrachten einluden.
Welche Einsichten konnte der Tag nun zutage fördern? Welche Erkenntnisse konnten sich verfestigen, welche Ansätze und Inspirationen konnte man mit in den Unterricht tragen? Natürlich erstens die Einsicht, dass sich das Museum als hervorragender Ort für den Unterricht darstellt. Die Präsenz des Originals lässt ganz andere Gedanken und kreative Prozesse entstehen, als langes Büffeln an der Schulbank. Und zweitens waren sich alle einig, dass eine Auseinandersetzung mit Schalckens Talent im Umgang mit Licht, Schatten und Farbe auch die Wahrnehmung der Schüler sensibilisiert. So kann zum Beispiel im Zuge einer Unterrichtsreihe rund um die Themen Licht und Schatten das Kerzenlicht und seine Rezeption in der Malereigeschichte als Bestandteil integriert werden. Angesichts dieser positiven Rückmeldung wäre es gar denkbar, dass Schalckens Kerzenlicht bald auch im Kunstunterricht flackert.
Morten Bierganns