Picasso und die Frau mit Artischocke

Wie jedes Jahr kooperieren wir mit dem Institut für Deutsche Sprache und Literatur II der Universität zu Köln. Zur Vorbereitung der Ferienschule für Kinder mit Migrationshintergrund besuchen die Studierenden, die als Dozenten in den verschiedenen Kursen eingesetzt sind, auch einen Museumsworkshop, um mit ihren Lerngruppen Methoden der Werkbetrachtung und einige künstlerische Techniken für die Praxis kennen zu lernen.

Vor dem Werk: „Frau mit Artischocke“ von Pablo Picasso diskutierten wir zunächst unsere ersten Eindrücke. Das Gemälde sei bedrückend und bedrohlich, war die einhellige Ansicht der Gruppe. Aber natürlich muss Kunst nicht heiter und schön sein! Einige Informationen zur Entstehung des Gemäldes vertiefte dann die Beschäftigung mit Picasso und seinen Werken aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Künstler malte das Bild 1941 in seinem Pariser Atelier. Frankreich war von den Nazis besetzt. Die Bedrohlichkeit des Krieges drückt sich in der deformierten Frauengestalt aus.

Im nächsten Arbeitsschritt versuchten wir, die Frau auf Picassos Gemälde zu charakterisieren. Es gibt verschiedene Formen des Vorgehens. Die Lerngruppen können selbst Adjektive zur Kunstfigur sammeln. Man kann aber auch vorbereitete Wörter anbieten. Bei Sprachlernern ist es sinnvoll, zunächst Wörter aus der Gruppe zu sammeln und durch einige weitere Wortbeispiele auf Karteikarten zu ergänzen. Schön ist es, wenn die besprochenen Adjektivkarten auf den Museumsboden gelegt und dann sortiert werden: Die Frau mit Artischocke ist stark, aufrecht, wachsam und leidend, deformiert, zerstört, aber auch gewalttätig, bedrohlich, lauernd. Wir stellten fest, dass die Frauenfigur mehrere Deutungen zulässt.

Im nächsten Arbeitsschritt sollten die Studierenden die einzelnen Details des Bildes skizzieren: Sessel, Hände, Beine, Schuhe, Artischocke, Rock, Bluse, Gesicht und Haare. In der Werkstatt entstand dann in Gruppenarbeit eine „Hommage“ an die Frau mit Artischocke, indem arbeitsteilig die einzelnen Details des Bildes mit viel Diskussion über Farben, Größenverhältnisse und Positionierung der Bildelemente als Collage gestaltet wurde. Sehr gelungen, wie wir finden!

Karin Rottmann

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