Am vergangenen Samstag ist das Madonnenprojekt schon einen guten Schritt vorangekommen. Es gab ein erstes Fotoshooting, denn es sollen ja schöne Werbeplakate und Einladungsflyer für die Ausstellung der endgültigen Ergebnisse des Workshops entstehen. Es zeigte sich, dass Maurice Cox es wunderbar verstanden hat, unsere Teilnehmerinnen mit wenigen Anweisungen zu einem interessanten Motiv zu dirigieren. Die jungen Frauen sind quasi als Stellvertreterinnen für ihre späteren Inszenierungen als Madonna im Kirchenraum angetreten. Selbstbewusst wurden bereits einige Posen und Ideen für das endgültige Fotoshooting eingenommen. Wir sind schon sehr gespannt darauf, auf welche Weise die jungen Frauen sich später mit der Rolle der Madonna zwischen Eva und Maria auseinandersetzen werden.

In einem Rundgang durch das Museum besprach Karin Rottmann mit den Teilnehmerinnen die verschiedenen Madonnen-Darstellungen. Sie wies auf Attribute aber auch bestimmte Gesten hin, die man sich genauer anschauen solle. Es wurden unterschiedliche Motive herausgearbeitet und diskutiert, welchen Ausdruck die zarten Madonnen-Figuren haben. Auch wenn die Thematik vielleicht nicht unbedingt gewohnt war für unsere Teilnehmerinnen, so konnten sie sich doch in die besondere Haltung dieser zarten Frauenfiguren einfühlen. Mütterlich, majestätisch, mit einem feinen Lächeln – so lesen wir die Skulpturen auch heute noch. Auch die Macht, mit dem bloßen Fuß den Teufelsdrachen zu besiegen, ist ein faszinierender Moment. Es zeigt deutlich, wie viele spannende Aspekte man in den mittelalterlichen Darstellungen entdecken kann. Für das Projekt und die Überlegungen einer späteren Ausstattung der Fotos mit unterschiedlichen Attributen konnte man sich auf jeden Fall schon eine Menge Anregungen holen.

Anschließend an die Fotosession und den Rundgang im Museum Schnütgen ging es in die Werkstatt des Museum Ludwig. Dort hatte man ja beim letzten Mal die modernen Ikonen studiert. Stars aus Hollywood, die die Pop Art in den sechziger Jahren als Inbegriff der glamourösen Konsumwelt inszenierten. Auch hier galt es, sich Gedanken darüber zu machen, welche Aspekte der Identität als Frau in der Gesellschaft die Kunst deutlich macht. Als Inbegriff dieser Inszenierung wird bis heute Marilyn Monroe verstanden und nahezu jeder kennt das Bild, welches Andy Warhol von ihr machte. Der große Filmstar war an den Folgen der stereotypen Klischees zerbrochen!

Wie sehe ich mich als Frau in der Gesellschaft – mit dieser Frage sollten sich die jungen Frauen auch in der Auseinandersetzung mit der modernen Kunst beschäftigen. Als Ergebnis des Workshops fertigten alle Teilnehmerinnen ein Selbstporträt an, welches sie in einer Art Objektkästen mit verschiedenen Attributen noch weiter inszenieren werden. Diese Übung leitet dann über in die Erarbeitung einer Selbstdarstellung, die im Fotoshooting am Ende des Projektes festgehalten wird.

Im Verlauf des Projektes zeigt sich immer stärker, dass die Beschäftigung mit den verschiedenen künstlerischen Beiträgen zum Thema „Frauenbild“ überhaupt erst den Blick öffnet auf die Frage, wie ist eigentlich meine eigene Rolle. Je länger die Gruppe miteinander arbeitet und gemeinsam mit den Workshop-Leiterinnen immer wieder andere Aspekte herauskristallisiert, desto mehr nähert man sich den Möglichkeiten, einen eigenen Ausdruck zu finden. Es ist sicher eine große Herausforderung für die jungen Frauen, am Ende ein für sie gültiges Bild ihrer eigenen Frauenrolle festzulegen. Das Rüstzeug dazu erhalten sie auf jeden Fall durch das gemeinsame Arbeiten.
Anke von Heyl
„Madonnen“ wird gefördert durch die Rhein Energie Stiftung Kultur