Mit Drache, Maus und Rabe – Puppenspiel im Museum

In der Frühpädagogik und auch der Psychotherapie ist das Agieren mit Puppen eine häufig eingesetzte Methode. Es dient vor allem zum Abbau von Ausdruckshemmungen, und die Puppen werden als eine Art Übergangsobjekt genutzt. Sie können die Erlebnisse des Kindes repräsentieren und natürlich auch einfach herrliche Geschichten erzählen.

Auch die Museumspädagogik setzt intuitiv auf die Sympathie, die von der Puppe ausgehen kann. Die Puppe – ob als Fabelwesen oder Tier oder auch als Living Puppet – bietet die Möglichkeit das Museum über Fiktion auch für kleine Kinder erlebbar zu machen. Das Vermitteln von Spezialwissen sollte hierbei zunächst einmal in den Hintergrund treten. Mit der Puppe hat man jedoch die Chance, die Aufmerksamkeit der Kinder zu lenken und sie in einen Dialog zu verwickeln.

Da das Nachahmen bei Kleinkindern im Vordergrund steht, bietet ihnen die Puppe die Möglichkeit zur Einordnung des Museums als Erlebnisraum. Die Puppe kann so zum Instrument werden, inhaltliche Botschaften spielerisch zu vermitteln.

Long
Nach seinem Flug durch das Museum Schnütgen ist „Long“ ein bisschen müde (Foto: Museumsdienst Köln)

Der Drache „Long“ ist eine Puppe, die wir im Museum Schnütgen gelegentlich bei Kinderführungen einsetzen. Er ist natürlich inspiriert durch die zahlreichen Drachen auf den mittelalterlichen Bildwerken. In kleinen szenischen Interpretationen begibt er sich auf eine Entdeckungstour durch das Museum und animiert die Kinder zum Dialog. Er hat seine eigene Persönlichkeit, ist aus Asien zu uns ins Museum mittelalterlicher Kunst gekommen und hilft mit spontanen Einfällen und viel Phantasie bei der Annäherung an die Museumsobjekte.

Locker und animativ überträgt sich seine Begeisterung auf das kleine Publikum und er hat sich ein ums andere Mal als Highlight museumspädagogischer Programme erwiesen. Im Museum Ludwig agiert übrigens ein Rabe, der das Hörspiel aufgreift, welches dort für Kinder produziert wurde. Und im Römisch-Germanischen Museum ist es eine Maus. Klar: Die kennt sich unter der Erde sehr gut aus und kann aus ihrer Perspektive Archäologie neu erzählen!

Lina
„Lina“ kommt im Käthe Kollwitz Museum aus dem Staunen gar nicht mehr heraus! (Foto: Anke von Heyl, Museumsdienst Köln)

Das Käthe Kollwitz Museum hat mit der Puppe „Lina“ die Haushälterin der Künstlerin lebendig werden lassen. Hier hat das Museumsteam ein richtige kleine Persönlichkeit geschaffen, die ganz auf Empathie setzt. Die Kinder lieben sie und für das Museum ist ein „Testimonial“ von unschätzbarem Wert geschaffen worden. Es ist aber auch zu süß, wie Lina im Museum mit offenem Mund die Bilder bestaunt, oder interessiert im Kinderführer blättert. Hier sieht man, dass es wichtig ist, den Puppen regelrechte Inszenierungen auf den Leib zu schreiben.

Man tut sicher gut daran, den Figuren über eine Art Rollenbiographie einen eigenen Charakter einzuhauchen. Hilfreich sind sicherlich auch regelrechte Drehbücher für Führungen, die dann vielleicht Raum für Improvisation und spontane Reaktionen auf die Kinder lässt. Auf jeden Fall bietet sich mit der Magie der Puppe eine Menge Möglichkeiten für die Vermittlungsarbeit. Wir werden das Thema weiterverfolgen.

Anke von Heyl

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s