Unsere Geschichte

Susanne Laugwitz-Aulbach, Beigeordnete für Kunst und Kultur der Stadt Köln: Zum 50. Geburtstag.

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Ein Baum mit vielen guten Wünschen: Susanne Laugwitz-Aulbach, Heijo Klein und Matthias Hamann (v.l.n.r.; Foto: Museumsdienst Köln) 

50 Jahre Museumsdienst Köln! Das ist ein wirklich großes Jubiläum. Fünf Jahrzehnte sind auf allen Gebieten immer mit besonderen Symbolen und Feierlichkeiten verbunden. In der Ehe sind 50 gemeinsame Jahre das Fest der „Goldenen Hochzeit“. Und, wenn wir uns das mit halb geschlossenen Augen vorstellen, die vielen Programme und Projekte Revue passieren lassen, die allein letztes Jahr 130.000 und seit Bestehen über 4 Millionen Gäste besucht haben (Kinder, Schüler, Jugendliche, Erwachsene, Betagte, durch alle Interessengruppen – und Nationalitäten hindurch), so kann man ein bisschen den Goldstaub sehen, wie er hier im Saal tanzt vor Begeisterung über die großartige Leistung dieser Einrichtung.

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Im Mittelpunkt des Wirkens über diese lange Wegstrecke steht das unverrückbare Ziel, vor allem Kinder und Jugendliche, aber bei Interesse auch alle Altersgruppen, mit Kunst und Kultur in Berührung zu bringen und vertraut zu machen. Ihnen neue Welten zu erschließen, spielerisch ohne erhobenen Zeigefinger und niemals, niemals belehrend. Erstaunen zu wecken, Fremdes zu verwandeln in einen Gegenstand von hoffentlich lebenslanger Anziehungskraft. Und so vereint der Museumsdienst Köln in seiner Arbeit die Felder, welche in unserer Zeit die wichtigsten kulturpolitischen Themenschwerpunkte sind: Kulturelle Bildung, Interkultur, Inklusion, – und nicht zuletzt die Vermittlung, die Kommunikation, denn „Communicare“ bedeutet „Teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen.“ Das ist das Fundament menschlichen Zusammenlebens Hand in Hand mit der Kultur! Aber dieser Weg zur Teilhabe eröffnete sich auch hier in Köln nicht einfach so, nein, das musste –wie vieles- vorbereitet und erkämpft werden.

Im Jahre 1965 ist Gert von der Osten Generaldirektor der städtischen Museen und zugleich Direktor des Wallraf-Richartz-Museums. Mein Vorgänger im Amt ist der berühmte Kurt Hackenberg. Beide finden in dem Kunsthistoriker und Lehrer Günther Ott einen geeigneten Gründungsrektor für das „Außenreferat der Museen“. So hieß die neue Einrichtung damals, und sie bezieht sich damit auf das „Außenamt der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz“ in Berlin, das kurz vorher entstanden war.

Die Kölner Einrichtung war die erste ihrer Art in der Bundesrepublik, und sie blieb lange einzigartig. Als Pionier der Museumspädagogik entwickelte Köln von Anfang an Programme für die ganze Bandbreite der Bevölkerung. Die Veranstaltungen wandten sich an Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren und Menschen mit Handicap. Das unterscheidet die Einrichtung nach wie vor von anderen in Deutschland, die sich nur auf den Schulbereich konzentrieren. Mit dieser Gründung und mit dieser Ausrichtung nimmt Köln eine Entwicklung vorweg, die sich eigentlich erst in den 1970er Jahren unter dem Slogan „Kultur für alle“ Bahn bricht.

Das „Außenreferat“ wird in eine politische, kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit hineingeboren. US-Präsident Kennedy und Queen Elizabeth sind zu Gast in Köln, die Nähe zur Bundeshauptstadt Bonn, bringt eine weitere Stärkung des ohnehin nicht geringen Kölner Selbstbewusstseins. Die Wirtschaft sorgt für Wunder, im April 1960 gibt es in Köln 2612 Arbeitslose, denen 8369 Stellenangebote gegenüberstehen. Der 1. FC Köln ist 1964 zum zweiten Mal Deutscher Meister (weiteres kann ja auch noch werden), die Halle Deutz hat noch keinen Sponsorennamen, aber die hochkarätigsten Sportereignisse und Konzerte zu bieten. Die Stadt grünt – denken Sie an die Bundesgartenschau im Rheinpark 1957 – und vor allem, sie wächst. Die Kultur blickt Mitte der 60er Jahre auf zehn erfolgreiche Jahre zurück. Wenige Jahre vorher war die Oper von Wilhelm Riphahn eröffnet worden. Komponisten wie Mauricio Kagel und György Ligeti kommen an den Rhein, begründen die „Kölner Schule“ und machen Köln zu einem Zentrum der Neuen Musik. Das neue Schauspiel startet 1962 mit den „Räubern“. Der „Kunstmarkt Köln“ eröffnet am 15. September 1967 im Gürzenich und verändert den internationalen Kunstmarkt für immer. Der Ruf der modernen Kunstmetropole Köln ist geboren. Und was geschieht in und mit den Museen?

Vieles. 1961 bekommt das Kunstgewerbemuseum endlich ein eigenes Domizil und residiert für mehrere Jahre im Overstolzenhaus. 1957 bereits ist das Wallraf-Richartz-Museum in einem Neubau eröffnet worden. Architekt Rudolf Schwarz hat an der Stelle des alten Museums einen wegweisenden Neubau geschaffen. Das Römisch-Germanische Museum ist noch in weiter Ferne, doch die Sammlung der antiken Stücke ist eine der Abteilungen des 1958 wiedereröffneten Stadtmuseums im Zeughaus. 1964 wird das Diözesanmuseum am Dom eingeweiht. Zum Auftakt zeigt das Haus in Zusammenarbeit mit dem Museum Schnütgen den „Meister des Dreikönigsschreins“. Blockbuster gibt es in Köln seit den 1950er Jahren. Im Staatenhaus sind die „Welt der Etrusker“ und Pablo Picasso zu sehen. Die Werke des Spaniers, darunter das weltberühmte „Guernica“, locken 100.000 Besucher in die Schau. Den Museen fehlt aber ein großer moderner Ausstellungsort, der die neuen Sonderausstellungen beherbergen und die Besucherströme aufnehmen kann. Daher plant die Stadt eine Kunsthalle und eröffnet sie 1967 mit dem Namen Josef-Haubrich-Kunsthalle – genau hier, wie Sie alle wissen. Zur Eröffnung gab es „Römer am Rhein“. Es folgten Meilensteine des Ausstellungswesens wie „Indianer Nordamerikas“, „Die Braut“ oder „Die Parler“ – 304.000 Besucher sahen diese Jahrhundertschau 1979. Die Kunsthalle war nicht nur ein Schaufenster der Kölner Museen, sondern eine Hommage an den Mäzen Josef Haubrich, dessen Vorbild das Ehepaar Ludwig bald folgen sollte, um uns das fantastische Museum Ludwig errichten zu lassen. Hier an dieser Stelle fand aber auch der Kunstverein ein Domizil und hatte mit Harald Szeemann einen der genialsten Ausstellungsmacher zu Gast. Mit „Happening und Fluxus“ löste er 1970 einen veritablen Kulturskandal aus.

Als Institution, die von Anfang an für alle Museen der Stadt Köln und dann auch für die Kunsthalle arbeitete, hatte das Außenreferat gute Bedingungen, wie diese Schlaglichter zeigen. Auf Initiative von Gründungsdirektor Ott und sein Team konnten bald Ausstellungsführer für Kinder und kreative Angebote für Ferien und Schulzeit in das Programm aufgenommen werden. Es sollte eine Zeit dauern, bis dafür auch richtige Räume zur Verfügung standen. Dies ist dem Engagement der folgenden Direktoren zu verdanken. Unter Jürgen Rohmeder konnte der Stab ausgebaut und das Team der freiberuflichen Honorarkräfte deutlich erweitert werden. Unter Prof. Peter Noelke wurde die unbefriedigende Raumsituation endlich gelöst und das Programm in Richtung Schule und Erwachsene deutlich erweitert. Ich freue mich sehr, dass Sie heute hier sind, Herr Prof. Noelke, um mit uns den runden Geburtstag zu begehen. Ihnen ist es gelungen, die in den 1980er Jahren einsetzende Stagnation zu überwinden. 1986 wurde das Außenreferat zum „Museumsdienst“ umbenannt und bekam erstmals die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zugeordnet.

Das wiederholte sich 2009 erneut. Da war Matthias Hamann zwei Jahre im Amt. Zuvor gab es Diskussionen über die Auflösung des Amtes, was unter der interimistischen Leitung von Winfried Fischer vermieden werden konnte. Seit 2007 leitet Dr. Hamann den Museumsdienst. Er konnte die Zahlen noch einmal deutlich steigern: nicht nur bei den Besuchern – fast eine Verdoppelung in den letzten 10 Jahren – sondern auch bei den Sponsorengeldern und den Kooperationspartnern. In den letzten Jahren hat der Museumsdienst ein Gesamtkonzept zur Kulturellen Bildung in Köln mitentwickelt, die Projekte für Menschen mit Migrationshintergrund und Jugendliche, die Programme für Familien und die Arbeit mit Senioren intensiviert.

Einen besonderen Anteil daran hat die Museumspädagogische Gesellschaft, die mit über 400 Mitgliedern Großartiges in all den Jahren geleistet hat, viele Spenden gesammelt und noch mehr initiiert und bewegt hat. Aber das ganze eröffnete Panorama wäre nicht möglich ohne die engagierten Mitarbeiter! Ich gewinne immer wieder den Eindruck eines großen Teamgeistes und eines hohen beruflichen Ethos: ob bei Führungen über die ART Cologne, die der Museumsdienst inzwischen organisiert, oder bei Projektpräsentationen u.v.a.m.

Daher danke ich allen, die im und für den Museumsdienst wirken, für ihren großen Einsatz. Von Verwaltung und Sekretariat über das Veranstaltungsmanagement in der Sachbearbeitung, die Presseabteilung, die hauptamtlichen Referenten für Bildung und Vermittlung bis zur Leitung. Und ein besonderer Dank gilt den 140 freiberuflichen Kolleginnen und Kollegen, die den Gästen unserer Museen eine wunderbare Zeit bescheren und sie die „Lust am Schauen“ lehren. Ihnen allen, um zum Anfang zurückzukehren, gebührt eine Goldmedaille!